Von Ralf Krüger
Senftenberg. Im Industriepark Brieske bei Senftenberg (LandkreisOberspreewald-Lausitz) schießen gleich neben dem Heizkraftwerk mehrere Kolosse aus Stahlbeton aus dem Boden. Sie sind bis zu 23 Meter im Durchmesser und werden bis zu 15 Meter hoch. Nach ihrer Fertigstellung gehören sie laut Betreiberfirma Hoogen Bodensanierung GmbH zu den derzeit größten Biogasanlagen in Deutschland. Im Oktober soll der Bau abgeschlossen sein. „Wir nutzen nachwachsende Rohstoffe aus Agrarbetrieben der Region und sichern bis zu 40 Arbeitsplätze in der Landwirtschaft. In der Anlage werden acht Mitarbeiter beschäftigt sein“, erklärt Norbert Hoogen, einer der beiden Chefs des Familienunternehmens.
Strom aus Mais und Getreide
Knapp neun Millionen Euro hat das Unternehmen aus Aspen am Niederrhein in die Anlage investiert, zehn Prozent sind Fördermittel des Landes Brandenburg, die Förderzusage kam erst vor wenigen Tagen.
Im Umkreis von 25 Kilometern werden nach Fertigstellung der Anlage zahlreiche Landwirte Rohstoffe an Hoogen liefern, etwa die Hälfte kommt aus der Agrargesellschaft Elsterwerda-Bielen. Hoogen ist seit mehr als zehn Jahren als Bodensanierer im Lausitzer Bergbaugebiet aktiv. In den Faulbehältern mit Rührwerk sollen täglich 100 Tonnen Mais, Luzerne und Getreide unter Licht- und Luftabschluss auf etwa 38 Grad Celsius erhitzt und unter Zugabe von Wasser gegärt werden.
„Es ist im Grunde genau das, was im Magen der Kuh passiert“, so Hoogen. 20 000 Kubikmeter nachwachsender Stoffe können in den Riesen-Tonnen gleichzeitig verarbeitet werden. Auf die Anreicherung der Biomasse durch Gülle will Hoogen nach Möglichkeit verzichten, schon des Geruches wegen. Das aus dem organischen Material entstehende Gas treibt Motoren an, die den Strom erzeugen.
Drei Megawatt werden direkt ins öffentliche Netz eingespeist. „Somit haben wir ein umweltverträgliches, geschlossenes System, das staubfrei und nahezu ohne Geräusche arbeitet“, sagt Norbert Hoogen.
Was nach der Gärung übrig bleibt - ein Drittel des Ausgangsmaterials- kann als konzentrierter Dünger oder Bodenhilfsstoff verwendet werden. Letzterer wird bei der Sanierung von Bergbaufolgegebieten verwendet. Seit der Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EGG) 2004 erhalten Betreiber von Biogasanlagen eine zusätzliche „Einspeisungsvergütung“. Je größer die Anlage, desto weniger Geld gibt es vom Staat. „Anlagen von solchen Ausmaßen wie in Senftenberg sind auch deshalb selten, weil die Rohstoffe in enormen Größenordnungen herangefahren werden müssen. Ab bestimmten Entfernungen lohnt sich der Aufwand nicht mehr“, so Hoogen.
Aktionsplan für Bioenergie
Brandenburg hat jetzt als erstes Bundesland einen eigenen Biomasseaktionsplan vorgestellt. Darin werden Perspektiven der Bioenergienutzung aufgezeigt. Schon jetzt wird in Brandenburg ein Viertel aller Biokraftstoffe in Deutschland hergestellt.
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