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Gaspreis einfrieren?

Energie. Versorger bieten ihren Kunden auch im Landkreis Meißen jetzt Festpreisverträge an.

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Von Jürgen Müller

Peter Liebe aus Nossen weiß nicht, was er machen soll. Er hat von seinem Gasversorger, der Enso Erdgas GmbH, ein Vertragsangebot bekommen. Für ein Jahr kann er sein Heizgas zum Festpreis beziehen. „Der Vertragsinhalt erschließt sich dem Laien nicht“, sagt er. Man munkele ja, dass den Gasversorgern auf die Finger geschaut werde, sie die Preise senken müssetn. „Davon würde ich dann nicht profitieren“, so Liebe.

Von sinkenden Gaspreisen kann aber vorerst keine Rede sein. Die Stadtwerke Meißen und die Elbtal-Stadtwerke Coswig-Radebeul setzten den Preis zum 1. Oktober rauf. Er stieg um 0,11 Cent pro Kilowattstunde. Zur Jahresmitte hatten die Elbtal-Stadtwerke gesenkt – um mickrige 0,04 Cent pro Kilowattstunde. „Es gibt einen Aufsichtsratsbeschluss, dass wir die Preise, die wir an unseren Vorlieferanten zahlen, eins zu eins an die Kunden durchreichen, sowohl Senkungen als auch Erhöhungen“, sagt dazu Annett Rössler, die kaufmännische Geschäftsführerin.

Zeitigerer Ausstieg möglich

Doch wieso steigen die Gaspreise, wo doch der Ölpreis seit Monaten sinkt? „Die Preisveränderungen am Ölmarkt kommen beim Gas mit einer Verzögerung von drei bis sechs Monaten an“, sagt Raimund Oppermann, Sprecher der Stadtwerke Meißen. Demnach müsste der Gaspreis im Frühjahr also sinken, Kunden mit Festpreis hätten das Nachsehen. Oppermann ist vorsichtig: „Das ist reine Spekulation. Wir wissen nicht, wie sich der Ölpreis bis November entwickelt.“ Die beiden Stadtwerke bieten ihren Kunden jetzt erstmals Festpreisverträge für ein Jahr an. „Damit bleiben die Kunden von Preisschwankungen verschont“, so Oppermann. Der Kunde könne auch vor Ablauf der Jahresfrist aus dem Vertrag wieder aussteigen.

Vorerst kein Rückgang in Sicht

An Preissenkungen glaubt Roland Pause, Energieexperte von der Verbraucherzentrale Sachsen, vorläufig nicht. „Die Gaspreise werden zum Januar eher nochmal steigen. Ein Rückgang ist erst im März oder April zu erwarten. Und der wird gering ausfallen.“ Wer sich jetzt einen Festpreis sichere, bliebe zumindest in der Hochheizphase über den Winter von Erhöhungen verschont. „Ob bei einem variablen Preis die zu erwartenden Erhöhungen durch Preissenkungen im Frühjahr, wenn weniger geheizt wird, kompensiert werden, wage ich zu bezweifeln“, so Pause. Dies hänge vom individuellen Heizverhalten ab.

Doch warum bieten Unternehmen den Kunden Verträge an, von denen diese möglicherweise profitieren? „Die Verbraucher sollen verunsichert werden“, so Roland Pause, schließlich seien bundesweit mehr als 500 000 Klagen gegen Gasversorger anhängig. Bei den Gaspreisen sei noch Luft von 15 bis 20 Prozent. Da verzichte man lieber auf zwei bis drei Prozent Gewinn, um aufmüpfige Kunden, die gegen die Preiserhöhung klagen, zu beruhigen. „Ein neuer Vertrag sollte deshalb in solchen Fällen nur unter dem Vorbehalt abgeschlossen werden, dass Widersprüche gegen vorherige Preiserhöhungen bestehen bleiben“, rät Pause. Er hat einen Tipp: Einfach die Temperatur runterdrehen. Ein Grad niedrigere Zimmertemperatur spare sechs bis sieben Prozent Erdgas.