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In Heidenau ist die Schwellenangst geblieben

Vor fünf Jahren wurde Heidenau zum Synonym für Ausländerhass. Von der explosiven Stimmung ist auf den Straßen nichts mehr zu spüren. Ein Ortsbesuch.

Von Karin Großmann
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Die plätschernden Wasserspiele auf der Ernst-Thälmann-Straße sind auch ein Symbol der Ruhe, die in Heidenau wieder das Stadtbild beherrscht.
Die plätschernden Wasserspiele auf der Ernst-Thälmann-Straße sind auch ein Symbol der Ruhe, die in Heidenau wieder das Stadtbild beherrscht. © Jürgen Lösel

Heidenau. Der Bürgermeister pflanzt öffentlich Basilikum in ein Hochbeet. Er weiht ein Wasserspiel ein. Er durchschneidet das Band zur Eröffnung eines Mehrgenerationenplatzes. Er nimmt einen Scheck entgegen über mehr als eine halbe Million Euro für Regionalentwicklung. Jürgen Opitz macht Schlagzeilen. Es sind positive Schlagzeilen. Über die Ereignisse vor fünf Jahren in Heidenau will der CDU-Bürgermeister nicht sprechen. Man wolle den alten Staub nicht wieder aufwirbeln, heißt es aus dem Rathaus. Es sei gerade so schön ruhig hier.

Mit dem 21. August 2015 wurde die Kleinstadt Heidenau deutschlandweit zum Synonym für Ausländerfeindlichkeit und geistige Grenzverletzung. An jenem Freitag hatte ein NPD-Stadtrat eine Versammlung angemeldet. Der Protest richtete sich gegen die Nutzung eines leer stehenden Baumarkts als Flüchtlingsunterkunft. Die Versammlung wuchs in den Abendstunden zu einer Demonstration mit über tausend Teilnehmern. Sie versuchten, die Bundesstraße 172 zu blockieren, warfen Steine, Bierflaschen, Böller auf Polizisten. Die radikalen Angriffe wiederholten sich in der folgenden Nacht. Die Gewalt nahm zu. „Fuck Asyl“ stand auf manchen Shirts. Rund 150 Randalierer bestimmten die Lage. Die Polizei platzierte zwei Wasserwerfer.

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