Von Julia Polony
Rund 30 Menschen kamen gestern Nachmittag auf den Friedhof Wainsdorfer Straße, um mit einer Schweigeminute der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Auf die Grabstätte von 213 Kriegsopfern legten sie Blumen und Gestecke nieder.
Erna Lukanienko ist eine von rund 400 Spätaussiedlern, die in Gröditz wohnen. Auch sie hat eine Nelke mitgebracht. „Wir dürfen die Opfer niemals vergessen“, sagt die 73-Jährige. „So lange ich lebe, werde ich hierherkommen.“ Die 52-jährige Maria Schnell hat sogar ihren Besuch aus Russland mitgebracht. Diesen Gedenkakt, mit Blick auf den Volkstrauertag am Sonntag, haben Inge Stanoßek, Mitarbeiterin für Migration und Sozialarbeiterin beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), und der ehrenamtliche Helfer Siegfried Janetzki organisiert. Sie wollen, dass Spätaussiedler und Einheimische nicht nebeneinander, sondern gemeinsam leben. „Viele sind zehn Jahre und länger hier und eigentlich integriert“, sagt Inge Stanoßek. „Aber trotzdem müssen wir unentwegt daran arbeiten, den Kontakt zu Einheimischen zu pflegen.“ Zu oft noch haben die Leute Hemmungen, aufeinander zuzugehen.
Was bei Seniorentreffen oder zum Beispiel bei der bevorstehenden Weihnachtsfeier in der ASB-Begegnungsstätte schon funktioniert, nämlich das Zusammensein von Aussiedlern und Einheimischen, funktioniert bei solchen Aktionen wie der Gedenkminute noch nicht ganz. Es waren fast ausschließlich Aussiedler da. Sie waren anlässlich des Volkstrauertags gern gekommen – andere Gröditzer und Vertreter der Stadt ließen sich aber nicht blicken.