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Gefährlicher Badespaß

An der Triebischmündung war gerade erst eine Rettungsboje installiert worden. Jetzt ist sie schon wieder weg. Experten sehen die Stelle sowieso kritisch.

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© Claudia Hübschmann

Von Christoph Scharf

Meißen. Junge Männer werfen sich gegenseitig in die Elbeströmung. Kinder planschen drumherum. Übermütig klettern zwei Asylbewerber die grüne Markierungstonne hoch. Sie soll in Höhe der Triebischmündung die Fahrrinne der Elbe markieren – liegt aber bei derzeitigem Wasserstand nur noch einen Meter vom Ufer entfernt.

Während die Schifffahrt ruht, hat sich die Stelle unterhalb der Altstadtbrücke in der Sommerhitze längst als Meißens Badestrand etabliert. Am gestrigen Nachmittag sitzen, liegen und baden dort rund 50 Menschen, gut die Hälfte davon Asylbewerber. Sie waschen sich die Haare im Fluss, tragen bunt gemusterte Badehosen und gute Laune zur Schau. Dazwischen stehen Steffen Hausch und Nils Richter in der roten Dienstkleidung der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) – und schauen dem Treiben eher skeptisch zu.

Baden ist Ordnungswidrigkeit

„Hier zu baden, ist ohnehin eine Ordnungswidrigkeit“, sagt Nils Richter. Denn an der Bundeswasserstraße gilt ein Verbot für das Baden – nicht überall, aber jeweils 100 Meter oberhalb und unterhalb von Brücken und anderen Bauwerken. Der 22-Jährige will kein Oberlehrer sein, kennt aber den Grund für diese Regelung: „An den Brückenpfeilern bilden sich gefährliche Strömungen, Strudel und unerwartet tiefe Stellen.“ Zwar rühmt sich ein gerade vorbeilaufender junger Mann mit Tätowierung, dieser Tage in Meißen schon durch die Elbe gelaufen zu sein – vom einfach Nachmachen ist jedoch dringend abzuraten. So geht es am Rand der Fahrrinne unerwartet schnell nach unten. Die Böschung unter Wasser besteht aus rutschigem Sand und Kies – und ist durch das graubraune Wasser kaum zu erkennen. „Wer hier wegrutscht, kann von der Strömung mitgerissen schnell unter Wasser geraten“, sagt Nils Richter. Wenn einem nicht ohnehin die Strömung beide Beine wegzieht.

Weil das Baden nicht ganz ungefährlich ist, hat ein Anwohner vor wenigen Wochen auf eigene Kosten eine Rettungsboje am Ufer installiert – wie sie viele aus der US-Fernsehserie Baywatch kennen. Die ist seit vergangenem Dienstag verschwunden. Und ohnehin waren die Männer in Rot von dieser Maßnahme nicht so sehr begeistert. „Das Engagement des Anwohners ist lobenswert, aber statt einer Boje wäre ein Rettungsring mit langer Leine besser“, sagt der Technische Leiter vom DLRG. Denn die Boje sei für den Einsatz professioneller Retter gedacht:

Starke Strömung

Die schnallen sich das Teil vor dem Einsatz um den Leib, schwimmen zu dem Ertrinkenden und befestigen es – immer noch schwimmend – am zu Rettenden. „Das ist ziemlich kompliziert. Vor allem bei der Strömung.“ – Kommt nun ein Rettungsring mit Leine? Auch da ist laut DLRG Skepsis angebracht. Ließe die Stadt einen Rettungsring direkt am Ufer installieren, bekäme der halblegale Strand an der Triebischmündung den Charakter einer offiziell genehmigten Badestelle. „Und der Ring würde eine Sicherheit vorgaukeln, die gar nicht gegeben ist“, sagt DLRG-Bezirkschef Steffen Hausch. Ein Kompromiss wäre es, einen Kasten mit Rettungsring oben am Geländer der Brücke über die Triebisch anzubringen – so ähnlich, wie es an Hafenanlagen auch gehandhabt wird.

So oder so sei an dieser Stelle nicht einmal das Planschen in der Triebisch zu empfehlen: Der Fluss hat auf den letzten Metern vor der Mündung ein deutliches Gefälle, das die Strömung ziemlich stark macht. Dazu kommt das gepflasterte Flussbett, das glitschig mit Algen überwuchert ist. So wird just in diesem Moment ein durchs Wasser staksender Schüler umgerissen, obwohl ihm die Triebisch gerade mal bis zum Schienbein reicht. „Zum Baden gibt es bessere Stellen“, sagt Nils Richter.