Gefahren auf der falschen Seite

Die Hand geht nach oben, eine Polizeikelle wird geschwenkt: Mit zwei kleinen Gesten hat am Dienstag die Polizei Auto- und Radfahrer am Schlesischen Platz aus dem Verkehr gezogen. Vor dem Neustädter Bahnhof, an der Einmündung der Dr.-Friedrich-Wolf-Straße, haben sie in neongelben Jacken Stellung bezogen, um Radler anzuhalten, die auf der falschen Seite Richtung Albertplatz fahren. Der Hintergrund für die gemeinsame Aktion von Polizei und Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club Dresden (ADFC) ist ernst: Genau hier befindet sich einer der Unfallschwerpunkte Dresdens.

Immer wieder kollidieren vor dem Neustädter Bahnhof Auto- und Radfahrer, weil beide Seiten die Verkehrsregeln missachten. „Die beste Prävention ist Repression“, sagt Polizeikommissarin und Einsatzleiterin Josephine Dierigen. Wer einmal ein Bußgeld kassiert hat und abgemahnt wurde, fährt das nächste Mal aufmerksamer durch die Gegend, so die Hoffnung.
Falschfahren auf dem Radweg kostet 20 Radler an diesem Morgen je 20 Euro. Wer verkehrt radelt, bewegt sich nicht nur regelwidrig im Straßenverkehr, sagt Dierigen, sondern provoziert auch Unfälle: „Das Problem ist, dass Autofahrer an dieser Stelle den Blick nach links wenden, um für Radfahrer und Fußgänger anzuhalten. Kommt aber jemand aus der anderen Richtung, wird er einfach übersehen.“ Wie viele Unfälle sich rund um den Schlesischen Platz bereits in den ersten Monaten dieses Jahres ereignet haben, kann die Unfallkommission der Stadt trotz Nachfrage nicht beziffern.
Generell haben sich im Jahr 2018 in Dresden die Unfälle mit Radfahrern jedoch gehäuft. Sie waren in 52 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden verwickelt, 2017 waren es laut Polizeikommissarin Dierigen noch 49 Prozent. Über die Schuldfrage sagen diese Zahlen laut der Einsatzleiterin jedoch nichts aus. Neben dem Schlesischen Platz gelten der Albertplatz sowie der Sachsenplatz als Unfallschwerpunkte.
Auch Autofahrer werden bei der Aktion am Schlesischen Platz zurechtgewiesen – vor allem jene, die von der Hansastraße kommend rechts in Richtung Antonstraße abbiegen wollen. Fünf Fahrer werden herausgewunken, weil sie die rote Ampel wegen des Grünen Pfeils missachtet haben. Sie haben nicht lange genug gestanden, um die Verkehrssituation zu erfassen. Auch so werden Radfahrer übersehen, erklärt Dierigen. Der Verstoß kostet mindestens 70 Euro, zusätzlich gibt es einen Punkt.