Von Birgit Ulbricht
Im März steht im Großenhainer Geflügelhof die nächste Salmonellenkontrolle ins Haus. Eigentlich nichts Besonderes. Doch seit die Europäische Union den deutschen Legehennenhaltern strenge Auflagen erteilt hat, sehen auch langjährige Firmenchefs wie Christian Riedel solchen Terminen mit einiger Unruhe entgegen. Denn wenn die Proben Salomellenfunde im Stallstaub oder Hühnerkot ergeben, werden neuerdings die betroffenen Anlagen gesperrt.
Verbraucher nicht in Gefahr
Die Eier dürfen dann nur noch zum halben Preis ins Aufschlagwerk verkauft werden, wo sie thermisch behandelt werden. Über den Ladentisch dürfen solche Eier nicht mehr gehen. Diese Maßnahmen sind zweifellos rigoros, da der Verbraucher nicht wirklich in Gefahr ist. Der Kunde kocht die Eier ohnehin ab oder verwendet für Frischspeisen unbeschädigte Eier. Die Produzenten trifft die neue Verordnung dagegen hart. Zwar unterstützt Sachsen seine Geflügelhalter in solch einem Fall aus der Tierseuchenkasse, aber der Vertrauensverlust beim Verbraucher wäre auch nach solch einer öffentlichkeitswirksamen Maßnahme enorm.
Bei den Eierproduzenten in Großenhain, Radeburg und Lommatzsch geht es also um das wirtschaftliche Bestehen. Dabei sind gerade die Betriebe in Sachsen bundesweit Vorbild. Denn das strenge Hygiene-Regime der sächsischen Hühnerhalter, das aus DDR-Zeiten fortwirkt, kommt durch diese Verordnung zu neuen Ehren. Viele Westbetriebe überlegen derzeit, ob sie diese alten, strengeren Vorschriften übernehmen. Grund dafür ist das schlechte Abschneiden der deutschen Eier-Produzenten bei Salmonellenbefunden. In Niedersachsen sind kürzlich Bestände in Größenordnungen von zwei Millionen Tieren gesperrt worden.
Insgesamt in 24,7Prozent der bundesdeutschen Betriebe wurde der krankmachende Erreger nachgewiesen. Damit liegen die Deutschen weit über EU-Durchschnitt. Doch diese Werte sind wohlgemerkt ein Mittelwert aller Bundesländer. In Sachsen sehen die Zahlen ganz anders aus.
Ställe werden desinfiziert
Christian Riedel, der gleichzeitig Vorsitzender des sächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes ist, registrierte nach den letzten Untersuchungen in 0,5 Prozent der sächsischen Betriebe Salmonellenfunde auf der Eischale und 0,8Prozent im Stallkot der Tiere.
Dass Sachsen so gut dasteht, hat seine Ursache in der Geschichte der Betriebe. Und das heißt: Die Hühner werden regelmäßig komplett ausgestallt, die Anlagen heiß mit Hochdruckreinigern gesäubert und anschließend desinfiziert, eh die nächste Hühnergeneration eingestallt wird. In den meisten Westbetrieben bleiben mehrere Generationen von Legehennen zusammen, und die Ställe werden nur ausgeblasen. Die EU hat jetzt klare Forderungen aufgemacht: Noch in diesem Jahr sind die Salmonellenfunde in deutschen Betrieben auf unter 17Prozent zu drücken. Sachsens Betriebe haben beste Voraussetzungen, von den angedrohten Schließungen verschont zu bleiben. Es bleibt aber immer die Sorge, dass Keime gefunden werden könnten. Kurz vor dem Ostergeschäft ist nicht beruhigend.