Herr Waibl, Herr Dittrich, wie fühlen Sie sich nach dem verlorenen Finale?

Alexander Waibl: Das war schon ein Déjà-vu-Erlebnis. Mein Mitgefühl gilt meinen Spielerinnen. Es tut mir sehr leid für meine Mannschaft, dass sie sich nicht den verdienten Erfolg holte. Ich bin vor allem traurig, weil ich ihr den Titel so gegönnt hätte. Dennoch bin ich wahnsinnig stolz auf die Mädels, die immer wieder zurückkamen.
Jörg Dittrich: Das Ergebnis ist zwar nicht so besonders vergnügungssteuerpflichtig. Für mich bleiben unsere Volleyballfrauen aber auch weiter die Siegerinnen der Herzen. Ihr Bekanntheitsgrad steigt immer weiter. Es gibt eine Wand von Menschen, die uns unterstützt. Diese Hilfe wirkt auf mich wie ein Titel. Diese Zuneigung der Zuschauer tut uns natürlich auch wirtschaftlich gut.
Welche Gründe sehen Sie für das dritte Scheitern um den Titel hintereinander?
Waibl: In den entscheidenden Momenten im dritten und vierten Satz fehlten uns ein wenig Glück und lediglich Kleinigkeiten. Wir trafen Entscheidungen, die nicht optimal waren. Gegen diesen Gegner fehlt uns dann wohl auch das Selbstvertrauen.
Dittrich: Nuancen entschieden. Das müssen wir akzeptieren. Wir kamen erneut ein Stück näher heran an den deutschen Meister. Daher empfinde ich das Resultat als nicht so niederschmetternd wie 2011 und 2012. Ich habe dieses Mal noch weniger das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben.
Welche Lehren ziehen Sie aus der dritten Saison in Folge ohne Titel?
Waibl: Ein oder zwei Spielerinnen fehlten mir auch in dieser Saison immer wieder lange Zeit aufgrund von Blessuren oder Krankheiten. Ich plane mit ihnen, und sie stehen nicht bereit. Das müssen wir künftig besser machen. Ich möchte endlich einmal mit weniger gesundheitlichen Problemen durch eine Saison kommen. Das wirkt sich positiv aus – im Spiel und im Training.
Dittrich: Wir benötigen eine Siegermentalität für die entscheidenden Momente. Das müssen sich unsere Spielerinnen anerziehen oder -trainieren. Schwerin spielt seine etwas größere Nervenstärke und Routine aus und immer gleich weiter – egal, wie es steht. Das beeindruckt mich schon sehr.
Der Meister spielt erneut Champions League, der Dresdner SC auch?
Waibl: Ich gehe davon aus, dass wir wieder eine Wildcard beantragen. Alle Duelle in der Champions League brachten meine Mannschaft weiter und erneut ins Finale um die deutsche Meisterschaft. In diesen Partien auf höchstem Level sah sie, dass sie über ausreichend Potenzial verfügt, um gegen jeden Gegner mithalten zu können.
Dittrich: Ich hätte mich lieber sportlich für Europas Eliteklasse qualifiziert. Da präsentieren wir unsere Spielerinnen auf dem Tablett, und die kontinentalen Spitzenklubs müssen sie nur herunternehmen. Am liebsten wollen wir unseren Kader behalten. Das ist aber illusorisch. Dann bräuchten wir das doppelte Budget. Da bauen wir lieber auf unseren Nachwuchs.
Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung des Frauen-Volleyballs?
Waibl: Wir sahen vier erstklassige Finalduelle. Das war beste Reklame für Volleyball.
Dittrich: Wir ziehen unwahrscheinlich viel Publikum an und sind auf einem guten Weg, wenn alle Beteiligten in der Bundesliga kontinuierlich weiterarbeiten und nicht nur Geld in ihre ersten Mannschaften investieren, sondern auch in ihren Nachwuchs und ein professionelleres Umfeld.
Gespräch: Maik SchwertFotos: Robert Michael/SZ