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Geheimsache Bahnhof

Investoren wollen das alte Bahngebäude in Tharandt wiederbeleben. Nur wie, das verraten sie nicht.

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Tharandt

Was soll hier werden? Seit Jahren stellt die ramponierte Fassade des Tharandter Bahnhofs mit ihren eingehauenen Fensterscheiben stumm dieselbe Frage. Im Tharandter Rathaus hat Bürgermeister Silvio Ziesemer (parteilos) nun eine Antwort. Zusammen mit ortsansässigen Unternehmen will die zuständige Gebäudemanagementfirma aus dem Hessischen der Immobilie bald Leben einhauchen, teilt er mit.

Eine Unterredung mit den Machern hatte der Stadtchef bereits vorigen Montag. „Einzelheiten sollen erst nach Abschluss der Planungen vorgestellt werden“, sagt er.

Wohin geht des Bahnhofs Reise? Tharandts Gewerbevereinsvorsitzende, Heike Voss, ist ahnungslos, freut sich aber über die Ankündigung. „Es wäre schön, wenn an dem Gebäude was passiert“, sagt sie. Schmied Peter Okonkowski, der seine Werkstatt visávis dem Bahnhof betreibt, weiß mehr, hat aber Verschwiegenheit gelobt. „Ich bin begeistert, dass sich jemand für den Bahnhof gefunden hat“, sagt er nur, versichert dem Unternehmer jedenfalls seine Schützenhilfe.

Doch schließlich taucht aus dem Dunst der Tharandter Gerüchteküche ein Name auf: Tobias Eisold, ehemals Diskotheker, Kino-Betreiber und jetzt Wirt im Tharandter Traditionsgasthaus „Hubertus“. Er räumt seine Ambitionen für den Bahnhof ein. Das ist aber auch alles. Ob das neue Projekt – wie vermutet wird – in die kulturelle Richtung geht, möchte er nicht bestätigen. Die Planungsarbeiten dauern noch an. Näheres will Eisold frühestens im Januar preisgeben.

Stadtrat wünscht Tanzsaal

Tobias Eisold ist nicht der Erste, der auf eine neue Nutzung für das alte Bahngebäude sinnt. Seit Langem liebäugelt die Tharandter Bürgerschaft mit dem Umbau des Hauses zur Veranstaltungs- und Tanzhalle. Zuletzt gab es 2003 einen CDU-Antrag im Stadtrat. Die Verwaltung sollte Kaufmodalitäten und Konzept prüfen. Doch der Vorstoß verlief im Sande, aus Angst vor den Kosten. Neue Hoffnung keimte bald darauf, als Tharandt beschloss, sich gemeinsam mit Freital um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2009 zu bemühen. In der Bewerbung war der Bahnhof als Ausstellungshalle eingeplant, Sanierung und Ausbau sollten rund 333000 Euro kosten. Allein, die Bewerbung scheiterte 2005.

Inzwischen hat der Tharandter Rat die Idee der Veranstaltungshalle wieder aufgenommen. Besonders FDP-Fraktionschef Enrico Grüneberger macht sich für das Projekt stark. „In der Ortschaft gibt es keinen Saal für Tanzveranstaltungen oder größere Konzerte“, sagt er. Ihm schwebt vor, dass die Stadt den Bahnhof erwirbt und fürs Erste als „stabiles Bierzelt“ ohne großen Geld-Einsatz fit macht.

Von den Plänen der neuen Investoren weiß auch Enrico Grüneberger nichts Genaues. Dass es ein Konzept gibt, bedeutet für den Stadtrat jedenfalls nicht, die eigenen Gedanken aufzugeben.Jörg Stock