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Gekämpft und gewonnen

Der Kampf hat sich gelohnt. Die Bürgermeister von Glaubitz bis Thiendorf haben es geschafft. Alle angemeldeten Ortsumfahrungen der B 98 sind doch noch in den „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen worden.

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Von Marco Mach

„Es gibt wichtige Informationen, nicht nur Blabla.“ Mit diesen Worten hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Henry Nitzsche gestern in sein Großenhainer Büro geladen. Um dort den Bürgermeistern zu verkünden, dass die B-98-Ortsumfahrungen in Glaubitz, Wildenhain, Schönfeld und Thiendorf nicht länger im „weiteren Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplanes bis 2015 herumdümpeln, sondern doch noch in den „vordringlichen Bedarf“ aufgenommen worden sind. Mit diesem Status war bislang nur die Ortsumgehung Großenhains versehen.

„Die Schönfelder Erklärung war dafür nicht unerheblich“, begründete Nitzsche. Auf Schloss Schönfeld hatten die betroffenen Bürgermeister die Wichtigkeit aller Ortsumfahrungen in einem Papier festgeschrieben– und es dem Referatsleiter Verkehr im sächsischen Wirtschaftsministerium, Dieter Uch, mit nach Bonn gegeben. Dort gab der Freistaat am 22. Mai dem Bundesverkehrsministerium seine Einwände zum ersten Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes kund. Ergebnis des Ganzen: Sachsen hat einen Nachschlag von 150 Millionen Euro erhalten, die B-98-Ortsumfahrungen kommen.

„Ich bin sprachlos. Ich hatte zwar darauf gehofft, aber nicht so richtig daran geglaubt“, sagte der sichtlich überraschte Schönfelder Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. „Eine tolle Sache“, freute sich Bernd Lotze, Ortschef in Glaubitz. Endlich werde, so Lotze weiter, der Schwerlastverkehr aus den Orten herausgenommen und die lärm- und abgasgeschädigten Anwohner entlastet. In der besagten Schönfelder Erklärung hatten die Bürgermeister die Vorteile der Umfahrungen wie folgt formuliert: Nur so werden Erreichbarkeit verbessert und wirtschaftliche Entwicklung gefördert.

Des einen Freud,

des andern Leid

Wie Henry Nitzsche betonte, könne den im „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplanes enthaltenen Projekten jetzt nichts mehr passieren. Im Juli gebe es dazu einen Kabinettsbeschluss der Bundesregierung, danach diskutiere man in Ausschüssen nur noch den Zeitplan der Umsetzung, bis dann im Herbst die Ausbaugesetze endgültig im Bundestag beschlossen werden. Nitzsche wolle versuchen, die B-98-Ortsumfahrungen weit vorn im Zeitplan zu platzieren. „Die Chancen dazu stehen gar nicht schlecht wegen ihres geringen Volumens und der geringen Planungskosten.“ Mehr als 6,6 Millionen Euro verschlingt keine Umgehung. Daneben hofft der Abgeordnete, durch die Olympiabewerbung Riesas eine zeitige Berücksichtigung zu finden. Wichtig sei, dass der Freistaat so schnell wie möglich mit der Planung beginne.

Als einzige Gemeinde war und ist weiterhin Quersa im Bundesverkehrswegeplan nicht berücksichtigt. Da half auch die Aufnahme in die Schönfelder Erklärung nichts. Der Grund: Die Straße ist dort relativ breit und hat keine Kreuzung sowie keine Kurve. „Es wird sich aber im Zuge der Baumaßnahmen in den anderen Orten auch für Quersa eine angemessene Lösung finden“, versprach Nitzsche.

Komplett vom Tisch ist nach ihm das Wildenhainer Provisorium. Der Freistaat Sachsen plante, die Bundesstraße östlich der Gemeinde auf einer Trasse von rund einem Kilometer samt Röderbrücke neu zu bauen. Wildenhains Bürgermeister Frank Boragk freut’s, sah er diese Maßnahme doch schon immer als Geldverschwendung an.

Bei aller Erleichterung über das Erreichte sehen die Ortschefs schon neue Probleme auf sich zukommen. Die Ortsumfahrungen entlasten zwar die jetzigen B-98-Anwohner, belasten aber all jene, die nahe der neuen Linienführung wohnen. Wie etwa die Eigenheimbauer in Schönfeld. „Einige haben mir schon gesagt: ,Hätte ich das gewusst, hätte ich woanders gebaut‘“, so Bürgermeister Weigel. AUF EIN WORT