SZ +
Merken

Gelungene Uraufführung ehrt politische Opfer

Bautzen. Das Dresdner Meining-Quartett trat im Sorbischen Museum auf. Das Publikum dankte mit langen Ovationen.

Teilen
Folgen

Von Crista Vogel

Euphorie beim 353. Konzert der Gaußiger Musikfreunde am Montagabend im sorbischen Museum Bautzen: Die erfolgreiche Kammermusikreihe geht 2007 dank der Gemeinde Doberschau-Gaußig mit neuem Konzept weiter. Es wird drei Konzerte im sorbischen Museum und weitere drei in Gaußig geben, wo die Wurzeln des Freundeskreises Musik liegen. Ein kleines Anrecht über vier Konzerte und das große über sechs, davon zwei im Spiegelsaal des Schlosses Gaußig, bieten eine verlässliche Größe für die Finanzplanung. Musikalische Gäste des Konzertes waren die Mitglieder des Dresdener Streichquartetts Thomas und Barbara Meining (Violine), Andreas Schreiber (Viola) sowie Martin Jungnickel (Violoncello). Seit 15 Jahren in der jetzigen Besetzung, ist die Sächsische Staatskapelle ihr Zuhause.

Große Streichquartette erklangen, die mit einer Uraufführung des Streichquartetts Nr. 3 c-Moll op. 94 von Heinz Roy aus Klitten begannen. Gewidmet ist es seinem Bruder Edmund Roy, der 15-jährig wie andere politische Opfer eingesperrt wurde. So würdigt das Werk alle, die aus politischen Gründen Leid und Tod erdulden mussten.

Vor zwei Jahren fertiggestellt, erlebten die zahlreichen Gäste ein viersätziges kraftvolles Werk, das Hetzjagd und Trauer, aber auch lichtes Geschehen aufklingen ließ. Das Largo gab sich choralhaft ernst und dunkel, ließ im dritten Satz mit Bratschengesang ein sorbisches Volkslied aufleben, aufschreien und im Finale Aufbegehren aus straffer Fugenthematik durch die Instrumente stürmen. Beeindruckende Stille gebot Innehalten, ließ den anwesenden Komponisten und seinen Bruder den Künstlern herzlich danken. Zwei Komponistenjubilare des 19./20. Jahrhunderts wurden geehrt. Zunächst mit seinem Streichquartett Nr. 1 a-Moll op. 41 Robert Schumann (1810 bis 1856). Dem verehrten Mendelssohn gewidmet, schwelgt es in Gefühlsausbrüchen und stürmt es voll Hochspannung voran.

Unerschöpflich ist die Fantasie Dmitri Schostakowitschs (1906 bis 1975) auch in seinen Streichquartetten. Fünfsätzig erklingt das in F mit der Nr. 3. Aufgelöst die klassische Sprache, beginnt das Werk tänzerisch heiter. Moderne Anklänge lassen Soli verspielt und keck brillieren. Bald verfremdet markante Rhythmik, parodierend einen Parademarsch. Selbst das Adagio ist expressiv und packt gewaltig. Hautnah ist plötzlich seine Leningrader Sinfonie. Aus Cellotiefe wächst visionär die Anfangsmotivik. Langanhaltende Bravo-Ovationen danken beeindruckt den Künstlern.