Von Katja Schäfer
Du allein musst es schaffen – aber allein schaffst du es nicht.“ Dieser Satz steht groß auf der Internetseite und er hängt gut sichtbar in den Schirgiswalder Räumen vom Freundeskreises Oberland. Denn genau darum geht es in den Gruppen des Selbsthilfevereins für Suchtkranke, vor allem für Alkoholabhängige und ihre Partner: Sie bietet Betroffenen Hilfe, selbst einen Weg aus der Sucht zu finden. Mittlerweile seit 25Jahren.
Hauptinhalt der Arbeit sind Gruppengespräche. Rund 50 Mitglieder treffen sich regelmäßig in fünf verschiedenen Gruppen in Schirgiswalde und Wilthen. „Jeden Mittwoch ist Sprechtag. Da können Betroffene ersten Kontakt zu uns aufnehmen“, berichtet Dieter Sonnleitner. Er hat den Verein jahrelang geführt, ist jetzt Ehrenvorsitzender und ebenso wie seine Mitstreiter ehrenamtlich tätig. Er und die anderen Engagierten, die zum Beispiel die Gespräche moderieren, haben eine Gemeinsamkeit: „Wir wissen genau, wovon wir sprechen. Denn wir sind Betroffene. Wir haben alle mit demselben Problem zu kämpfen, entweder selbst oder Angehörige“, sagt Christine Hanke, die stellvertretende Vereinsvorsitzende und Moderatorin der Frauen- und Angehörigengruppe. Der Ehrenvorsitzende ergänzt: „Durch die eigenen Erfahrungen verfügen wir über eine große Kompetenz in Bezug auf Abhängigkeitserkrankungen. Das theoretische Wissen eignen wir uns zusätzlich an“.
Einzige Voraussetzung, um in eine der Gruppen aufgenommen zu werden, ist die Bereitschaft, ohne Alkohol zu leben, der Wille zur Abstinenz. Aber es sind auch Angehörige willkommen, selbst wenn deren Partner noch kein Interesse daran hat, die Sucht zu besiegen. Einen Zwang, in den Verein einzutreten, gibt es nicht. Wie lange man in der Selbsthilfegruppe mitmacht, ist jedem selbst überlassen. Das Alter der Mitglieder und Teilnehmer reicht von Anfang 30 bis etwa 80Jahre; die meisten sind zwischen 40 und 50 Jahren alt. Der größte Teil der Mitglieder und Teilnehmer kommt aus dem Oberland, aber es sind zum Beispiel auch Gaußiger und Bautzener dabei. Fast immer ist es der Alkohol, der zur Sucht geworden ist. „Wir hatten aber auch schon Medikamentenabhängige“, berichtet Vorsitzender Mathias Förster. In jüngster Zeit spielen zunehmend illegale Drogen eine Rolle, vor allem Crystal.
„Wir sehen uns als Ergänzung zu den anderen Angeboten für Suchtkranke. Aber wir können keine Therapie ersetzen und auch keine Suchtberatung“, betont Dieter Sonnleitner. Neben den Gruppengesprächen bietet der Freundeskreis Oberland Suchtprävention an. Seine Mitglieder sprechen zum Beispiel in Schulen über das Thema, moderieren im Bautzener Strafvollzug eine Selbsthilfegruppe für Häftlinge, die Alkohol- und Drogenprobleme haben, führen auf den Entgiftungsstationen von Krankenhäuser Patientengespräche – und punkten immer damit, dass sie offen und ehrlich von ihren eigenen Erfahrungen berichten.
Gegenwärtig ist die Selbsthilfegruppe gerade selbst auf Hilfe angewiesen. Das Haus an der Kuhnestraße in Schirgiswalde, wo sich die Vereinsräume befinden, wird verkauft. Der Freundeskreis muss ausziehen und sucht deshalb in Schirgiswalde oder Kirschau neue Räume, möglichst mietfrei.