Von Jan Lange
Eine solche Rolle hätte Marlen Ulonska an anderen Theatern sicher so schnell nicht bekommen: Mit ihren gerade mal 29 Jahren spielte sie im diesjährigen Eröffnungsstück „Romeo und Julia“ Romeos Mutter. „Der Alterssprung war schon sehr extrem“, erzählt die junge Schauspielerin, die ab dieser Spielzeit zum Ensemble des Gerhart-Hauptmann-Theaters Zittau gehört. „Aber ich wollte unbedingt am Anfang mit dabei sein.“
Eine ähnliche Herausforderung ist für die gebürtige Schwerinerin, für die nach der Schule schnell feststand, Schauspielerin zu werden, ihre Rolle als Dejanira in „Mirandolina“. Gerade mal vier Tage hatte sie Zeit, ihren Text einzustudieren. „Da ist man schon ein wenig nervös, wenn einem die Probezeit fehlt.“ Heute Abend feiert das Stück seine Wiederaufnahmepremiere.
Leute kommen, Leute gehen
Marlen Ulonska ist dabei nicht die einzige Neue im Team des bereits im Sommer im Zittauer Klosterhof gezeigten Stücks. Auch Johannes Quester spielt nun in „Mirandolina“ mit. Der 26-Jährige war bis zum Sommer am Volkstheater Rostock engagiert – ebenso wie Marlen Ulonska. Aufgrund eines Wechsels der Schauspielleitung wurden ihre Verträge nicht verlängert. „Leute kommen und Leute gehen, das ist am Theater so“, sagt Marlen Ulonska, die fünf Jahre in der Hansestadt gespielt hatte und hier unter anderem als Lady Milford in „Kabale und Liebe“ und Kriemhild in „Die Nibelungen“ zu sehen war. Die beiden Schauspieler, die auch privat ein Paar sind, bewarben sich daraufhin bei zahlreichen Theatern. „Manchmal wurde nur einer von uns eingeladen, manchmal wir beide zusammen“, berichtet Johannes Quester, der zwei Spielzeiten dem Rostocker Ensemble angehörte.
Dass sie auch nach den Vorstellungen gemeinsame Wege gehen, schrieben sie dabei nicht in die Bewerbungen rein. Gerade deshalb ist es für sie wie ein „Sechser im Lotto“, dass sie wieder zusammen an einer Bühne spielen können. Angebote von anderen Theatern gab es zwar auch – aber eben nur für jeweils einen von beiden.
Über das Gerhart-Hauptmann-Theater haben sie vor ihrer Zusage „viel Gutes“ gehört – schließlich gab es schon öfters Zittauer Abgänger, die in Rostock gelandet waren. Viele Stücke konnten sich die beiden zuvor jedoch nicht ansehen – da sie ja noch selber im Spielbetrieb eingebunden waren. „Wir haben uns ‚Cash‘ vorher angeschaut“, erzählt Johannes Quester, dessen wichtigste Rollen in Rostock unter anderem der Titelpart in „Hamlet“, der Tiger Brown in der „Dreigroschenoper“ und der Jim Hawkins in „Die Schatzinsel“ waren.
Wieder Jim Hawkins?
Gerade letztere Rolle kommt ihm in Zittau zugute. Denn im Sommer 2008 soll als Open-Air-Stück „Die Schatzinsel“ gespielt werden. Vielleicht steht der gebürtige Dresdner, der schon im Alter von zwölf Jahren in einer Mimengruppe mitwirkte und später im Jugendklub des Theaters der Jungen Generation spielte, dann ja wieder als Jim Hawkins auf der Bühne.
Heute Abend, 19.30 Uhr, hat das Stück „Mirandolina“ seine Wiederaufnahmepremiere. Weitere Vorstellungen folgen am 10. und 23. November jeweils um 19.30 Uhr.