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Genmais fasst Fuß

Landwirtschaft. Bauern und Umweltschützer streiten über die Aussaat von genmanipuliertem Mais bei Großenhain.

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Von Peter Anderson, Birgit Ulbricht

Der geplante Anbau von Genmais in Wildenhain und Nasseböhla stößt auf geteiltes Echo im Großenhainer Land. „Die Leute müssen einfach richtig aufgeklärt werden“, sagt Andreas Schneider, Chef der Agrargenossenschaft Görzig. Er gehört zu den Nachbarn der Agrargenossenschaft Bauda. Deren Vorstand Bernd Ziemann fand seit Freitag keine Zeit, auf die Fragen der SZ zu antworten.

Im Frühjahr wollen die Baudaer Genossenschaftler auf knapp 50 Hektar den Genmais Mon-810-6 der US-Firma Monsanto anbauen. So ist es dem Standortregister des Bundesamts für Verbraucherschutz zu entnehmen. Das mit dem Gen eines Bodenbakteriums manipulierte Saatgut soll resistent gegen den Maiszünsler sein. Dieser hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der bedeutendsten Maisschädlinge in Deutschland entwickelt. „Da der Mais selbst resistent ist, kann beim Pflanzenschutzmittel gespart werden“, sagt Andreas Schneider aus dem Baudaer Nachbarort Görzig. Problematisch sieht er die ungeklärte Haftungsfrage: Wer komme für Schäden auf seinen Feldern auf, sollte sich der Anbau als gefährlich erweisen?

Umweltschützer äußern Bedenken ganz grundsätzlicher Natur. „Ich war entsetzt, als ich das aus der Zeitung erfahren habe“, sagt Günter Bennewitz, früher Abteilungsleiter im staatlichen Amt für Landwirtschaft. Er habe selbst Flächen an die Baudaer verpachtet und werde auf seinen Äckern den Anbau von Genmais untersagen. Der Hobby-Imker hinterfragt die Sicherheit der neuen Kultur. „Wir wissen doch gar nicht, was passiert, wenn die Bienen auf den Blütenständen solcher Pflanzen Pollen sammeln“, so Bennewitz. Vielleicht komme über die Jahre eine ganz andere Pflanze heraus, als die ursprünglich gewollte. Uwe Lehmann vom Nabu Großenhain befürchtet, Lebensmittel aus der Großenhainer Pflege könnten durch den Genmais-Anbau einen schlechten Ruf bekommen. „In anderen Regionen werden gentechnikfreie Räume ausgerufen und als Label vermarktet“, sagt Lehmann. Bei der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen für die Großenhainer Pflege sei dies nie diskutiert worden.

Schwierig könnte sich der Absatz des Genmais innerhalb der Region gestalten. „Wir haben keine Kaufabsichten“, sagt Bernd Seifert, Chef des Agro-Service Großenhain.