SZ +
Merken

Georgi Jankov malt die Vergänglichkeit

Ein Auge öffnet sich. Erst ist es blau. Aus der Sanduhr in der kleinen Pupille rieselt es. Das Auge öffnet sich, nun ist es grün. Sand bedeckt schon den Boden. Und ganz am Ende, in der weiten Pupille des grauen Auges, ist alle Zeit verronnen.

Teilen
Folgen

Von Ines Eifler

Ein Auge öffnet sich. Erst ist es blau. Aus der Sanduhr in der kleinen Pupille rieselt es. Das Auge öffnet sich, nun ist es grün. Sand bedeckt schon den Boden. Und ganz am Ende, in der weiten Pupille des grauen Auges, ist alle Zeit verronnen. Ein Leben, ein Jahr ging vorüber.

In vier Bildern hat Georgi Jankov die Vergänglichkeit gemalt. „Zeit im Augenblick“ nennt er die kleine Reihe, und Symbole, hier wie auf all seinen anderen Arbeiten, geben seinen Bildern Sinn. Am Sonnabend eröffnet der 32-jährige Bühnenplastiker in der Neißegalerie die Ausstellung „Symbole im Raum“ mit 22 eigenen Gemälden und zehn Schwarz-weiß-Fotografien des mit ihm befreundeten Autors Jörn Brien.

Das schwarze Schaf der Familie

„Eigentlich wollte ich gar nicht Künstler werden“, sagt Jankov. „Ich wollte das schwarze Schaf in meiner Familie sein.“ Denn etliche seiner Verwandten hatten oder haben Theaterberufe, waren Tänzer, sind Maskenbildner, Theaterplastiker. Im Geiste sei er Mathematiker, Naturwissenschaftler, sagt Jankov, und Wirtschaft habe er studieren wollen. Doch es kam anders.

Als er vor der Entscheidung stand, auf eine Beamtenlaufbahn zuzusteuern, hörte er auf sein Talent und begann eine Ausbildung zum Theaterplastiker in Aachen. An der Berliner Staatsoper, der Komischen Oper und am Berliner Ensemble hatte er in den Plastikabteilungen schon Erfahrungen gesammelt. Erneut an der Staatsoper und der Oper Kiel arbeitete er, bevor er in seine Heimat Görlitz zurückkam, um am Theater in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.

Zu malen begann Georgi Jankov nebenbei. „Als Bühnenplastiker muss ich zeichnen können“, sagt er, „doch die großen Gemälde entstehen erst seit 2006.“ Seine ursprünglichen Ambitionen scheinen nicht verloren, denn die Mathematik, die Geometrie finden sich wieder in Jankovs Stil.

Motive bis ins Detail geplant

Sein Motto in jeder Lebenslage heißt: „Fang etwas an und lass es fließen.“ Dennoch scheint jedes Motiv bis ins Detail geplant, beinah errechnet. Da begegnen sich die Profile von Zwillingen in vollendeter Symmetrie. Eine Schlange ringelt sich in perfekter Windung wie um den unsichtbaren Äskulapstab. Sternförmige Strahlen, schachbrettgemusterte Treppen, akkurat gefaltete Flächen dienen als Hintergründe für Jankovs Symbole.

Stern und Rose, Spiegel, Kreuz, Blitz, Echse oder Feder sind die Helden seiner farbenfrohen Bilder. Vor allem Rot in allen Schattierungen lässt sie leuchten. Jankovs Gemälde sind auch immer ein Versuch, die Fläche zu überwinden, Raum zu werden. Besonders in seiner Reihe „Vier Elemente“ wird der Kreis zur Kugel, die im Wasser, über der Erde, nahe beim Feuer schwebt oder in die Lüfte getragen wird. „Vieles ist heute viel zu schwer“, sagt der Künstler, „ich möchte das Schöne und Leichte.“ Als Sinnbild dafür steht der „Albatros“, Symbol der Freiheit. Auf Jankovs Bild fliegt er, obwohl ihn eine gläserne Kugel umgibt, als sei Freiheit nur in ihrer Begrenzung möglich. Nachdem zwei der Gemälde in der Dresdner Galerie Mitte zu sehen waren, zeigt Jankov nun zum ersten Mal eine große Auswahl seiner Werke.

Die Vernissage findet am Sonnabend, 18 Uhr, in der Neißegalerie, Elisabethstraße 10/11 statt.