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Gericht: Tunnel ist keine Alternative an Dresdens Waldschlösschen

Richter erteilen der unterirdischen Elbquerung eine Absage – aus Gründen des Umweltschutzes. Zudem sei der Tunnel teurer als die Brücke.

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Von Thilo Alexe

Bereits Ende Oktober hatte das Dresdner Verwaltungsgericht die Klage von Naturschützern gegen den Brückenbau am Waldschlößchen abgewiesen. Jetzt liegt die schriftliche Begründung vor. Darin urteilen die Richter: „Die Tunnellösung ist keine vorzugswürdige Variante.“ Die unterirdische Elbquerung sei teurer als die geplante Brücke. Der Bau gefährde die Umwelt.

Problem eins: Der Tunnelbau würde Elbauen schädigen

Das Gericht sagt: Der Bau eines Tunnels führt zu stärkeren Eingriffen in das Gebiet der geschützten Elbwiesen als der der Brücke. Das Urteil weist auf „erhebliche Beeinträchtigungspotenziale“ unter anderem für die geschützte Schmetterlingsart „Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling“ hin.

Bei einer Bauvariante entstünde eine 16 Meter tiefe Grube auf den Elbwiesen. Mehr Fläche als beim Tunnelbau würdeinAnspruchgenommen.Tunnelbefürworter kontern: „Welche Tiere leben in 16 Metern Tiefe, die vom Tunnelbau bedroht wären“, fragt die Mitinitiatorin des Bürgerbegehrens „Welterbe erhalten“, Susanne Knaack. Und fügt hinzu: „Ganze Flüsse werden weltweit umgeleitet, für weniger als den Erhalt eines Welterbestatus.“

Problem zwei: Der Bau könnte Fische gefährden

Das Gericht sagt: Eine Bauvariante sehe die Umleitung der Elbe auf rund 600 Metern vor. Das behindere womöglich den Algen- und Pflanzenwuchs in der Elbe, was wiederum negative Auswirkungen auf den Bestand geschützter Fische habenkönnte.Tunnelbefürworter kontern: Für den Tunnel müsse die Elbe nicht zwingend verlegt werden, sagt Thomas Löser vom Bürgernetzwerk Dresdner Welterbe. Zudem habe ein Tunnel langfristig gesehen geringere Folgewirkungen auf die Umwelt als die Brücke. Und Stadtplaner Michael Kaiser ergänzt: „Die Natur hilft sich immer selbst.“

Problem Drei: Der Tunnel ist Teurer als die Brücke

Das Gericht sagt: Der Bau eines Elbtunnels wäre um 35 Millionen teurer als der begonnene Bau der Waldschlößchenbrücke. Die dritte Kammer des Verwaltungsgerichts beziffert die Kosten für die unterirdische Querung auf 177 Millionen Euro, die für die Brücke auf 142 MillionenEuro. Zudem seien Betriebskosten höher als bei der Brücke. Dritter Punkt: Eine zusätzliche Röhre für Rad und Gehwege verteure den Bau weiter, voraussichtlich um14MillionenEuro.Tunnelbefürworter kontern: Die Kostenschätzung für den Tunnel basiert nach Angaben von Thomas Löser auf einer veralteten Studie. Betriebskosten könnten minimiert werden. Zudem sei die Kostenfrage auch eine politische. Für den Leipziger City-Tunnel habe der Freistaat 250 Millionen Euro zusätzlich zugeschossen. Im Übrigen sei der Staat zur Rettung des Welterbetitels verpflichtet. Der Bund habe ein Programm zur Förderung von Welterbestätten aufgelegt. Mit Blick auf Fußgänger und Radfahrer fordert Löser eine kleine Elbbrücke, deren Bau für rund 1,5 Millionen Euro machbar sei.