Von Anja Hecking
Silke Evans und Udo Langer sind gerade erst in ihr kleines Haus am Weißen Schöps in Markersdorf zurückgekehrt. Doch schon wieder liegen ihre Nerven blank. Denn das Tauwetter beschert dem Fluss, der sich direkt an ihrem Grundstück vorbeiwindet, bedeutend mehr Wasser als sonst. Seit dem Hochwasser im vorigen Sommer liegen immer noch Geröll und Unrat am Wehr und auf dem Grund. Auch deshalb steht das Wasser seit den Fluten ein ganzes Stück höher als vorher.
Ein halbes Jahr lang haben die beiden Markersdorfer provisorisch in einem benachbarten Haus gewohnt. Das Gebäude war leer und dank der Eigentümer, die es eigentlich damals verkaufen wollten, mussten sie nicht in einen Wohnwagen ziehen. Die Hilfe von Nachbarn, Freunden und Bekannten und manchmal auch von ganz fremden Leuten hat ihnen immer wieder Mut gemacht, durchzuhalten.
Dass die Handwerker lange mit der Sanierung ihres nassen Hauses beschäftigt sein würden, war angesichts der Schäden voraussehbar. Noch ist nicht alles fertig. Aber ihr Zuhause, das schon den Urgroßeltern gehört hat, ist wieder bewohnbar.
Hochwasser hat es hier auch früher gegeben, erzählt die 48-Jährige, aber nicht in dem Ausmaß. Als Kind ist sie oft bei ihrer Oma in Markersdorf am Schöps gewesen. Bis ins Haus haben es die Fluten aber nie geschafft. Sie überschwemmten den Garten – mehr nicht. Sie breiteten sich auf den Wiesen aus, die damals noch tiefer lagen. Erst mit der Erneuerung des Wehrs 1996 sind die Flussauen hier ein Stück aufgeschüttet worden, sagen Anwohner.
Die nahe Holzbrücke für Fußgänger wurde vom letzten Hochwasser gleich ganz weggerissen. An der schmalen Brücke hat sich schon immer Treibgut verfangen. Das hat den Durchfluss behindert. Die Gemeinde Markersdorf will den Übergang am Wehr wieder aufbauen lassen. Sie hat Fördermittel beantragt. Aber noch muss die Höhe der neuen Brücke geprüft werden, erklärt Bürgermeister Thomas Knack. Die Voruntersuchungen werden dauern. Es gibt keinen Termin. In diesem Zuge soll das Wehr bereinigt werden. Aber das geht den Bewohnern am Schöps viel zu langsam. Unmittelbar nach dem Hochwasser im Sommer wurde etwas Geröll aus dem Flussbett geräumt. Aber das war nur das Notdürftigste, sagen sie. Die schwere Technik, die im Einsatz war, hat eine tiefe Mulde auf der Wiese hinterlassen. Hier steht nun das Wasser. Die Anwohner haben Angst. Ihr Anliegen an das Rathaus, dass unabhängig von der Brücke, zeitnah etwas am Wehr und am Flussbett gemacht wird, verlief bisher ins Leere. Silke Evans und ihr Mann wussten, worauf sie sich einlassen, als sie an den Schöps zogen. Das war vor fast 15 Jahren. Schritt für Schritt haben sie das Häuschen rausgeputzt. Das Bad war gerade fertig geworden, als die Sommerflut 2012 alles im Erdgeschoss wieder vernichtete. Um die 200 Sandsäcke hat sich die Familie gekauft und selbst befüllt, nach dem letzten Hochwasser zusätzlich Floodgates angeschafft. Das sind Schleusentore, mit denen man Türen und Fenster abschotten kann. Regelmäßig befreit das Paar die Ufer am Grundstück vom Treibgut, reinigt das Wehr. Die Gemeinde hat den Unrat dann auch abholen lassen. Aber die Pflege ist in all den Jahren vernachlässigt worden, sagen Anwohner. Sie haben auch beobachtet, dass der Schöps viel mehr Schlamm von den Feldern mit sich führt als früher. Jetzt, wo die Unwetter samt Starkregen zugenommen haben, rächt sich so manche Nachlässigkeit. Die Markersdorfer Familie ist an ihre Grenzen gekommen: „Ohne Unterstützung der Gemeinde schaffen wir das nicht mehr.“ Nur wenige Tage nach ihrer Rückkehr haben sie die Hochwasserausrüstung wieder bereitgestellt.