Von J. Müller und F. Roßmann
Lange mussten die Bauern der Agrargenossenschaft Lommatzscher Pflege auf den Sommerregen warten. Zu lange. „Selbst unsere guten Böden können das fehlende Nass nicht kompensieren“ sagt Geschäftsführer Wolfgang Grübler. Im Mai hatten die Lommatzscher 14 Millimeter Niederschlag gemessen, das ist nicht mal ein Drittel des langjährigen Durchschnitts.
Erbsen sind klein und haben schlechte Qualität
An Gemüseerbsen werden die Lommatzscher nur etwa die Hälfte des erhofften Ertrages ernten können. Überdies haben die Erbsen auch noch schlechte Qualität, die Früchte sind viel zu klein. „Für Gerste und Raps ist alles zu spät, da kann kein Regen mehr helfen“ so Grübler. Mindestens ein Drittel Ernteausfall ist zu befürchten, wobei diese Schätzung eher optimistisch ist. Das deckt sich fast mit den Ergebnissen im vergangenen Jahr, als die Ernte ähnlich schlecht war. Kompensieren können das die Lommatzscher Bauern nur dadurch, dass Investitionen gestrichen werden. Ein Traktor, eine Drillmaschine und Anhänger werden nicht gekauft, Gebäude nicht in Stand gesetzt. Entlassen werden soll aber niemand von den 52 Leuten. Sie müssen 3 000 Hektar bewirtschaften. „Die Arbeit muss gemacht werden, mit weniger Leuten ist das nicht zu schaffen“, begründet der Geschäftsführer. Sparen will er an Dünger und Saatgut.
Fatale Auswirkungen hat die erwartete Missernte auch auf die Tierhaltung. Weil die Qualität des Futters schlecht ist, wird die Milchleistung der 900 Kühe sinken, befürchtet Grübler. Dabei seien die Milchpreise schon im Keller.
„Die paar Tropfen jetzt retten das Getreide nicht mehr“, sagt Heiko Hennersdorf. In der Agrargenossenschaft Radeburg ist er verantwortlich für den Feldbau. Doch auf den Feldern, wo die Genossenschaft insgesamt 3 000 Hektar bewirtschaftet, ist dieses Jahr nicht viel zu holen. Die Pflanzen gedeihen nicht. Wegen des fehlenden Regens erwarten die Landwirte Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent, vor allem beim Getreide. Einbußen von etwa 500 000 Euro kommen damit auf die Genossenschaft zu. In einem guten Jahr macht sie etwa eine Million Euro Umsatz. Daran ist jetzt nicht mehr zu denken.
„Der Regen dringt doch erst gar nicht bis an die Wurzeln der Pflanzen“, winkt Hennersdorf ab, scharrt zur Demonstration im Feldboden. Unter der dünnen, feuchten Krume an der Oberfläche kommt schnell der staubtrockene Sandboden zum Vorschein. „Normalerweise müssten die Ähren des Winterweizens bis hier stehen“, sagt er und hält seine flache Hand in Hüfthöhe. Was wirklich ist, könne ja jeder selbst sehen. Die an einigen Stellen noch grünen Ähren stehen dem Landwirt in der Tat noch nicht einmal bis zum Knie.
Sechs Tonnen Winterweizen erntet die Genossenschaft in einem normalen Jahr an dieser Stelle. Diesmal rechnet sie gerade einmal mit zwei Tonnen.
Statt Hilfe droht Abbau von Subventionen
Zehn bis 30 Prozent Verluste je nach Schlag sagt Betriebsleiter Reinhardt vom Agrarunternehmen Starbach Sachsen in Rüsseina voraus. Auf 1 500 Hektar haben die Starbacher Getreide, aber auch Rüben und Mais angebaut. „Es soll ja jetzt regnen, die Feldfrüchte wachsen schon noch“, so der Landwirt.
Generelle Besserung für die Bauern ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Bundesministerin Renate Künast plant, die Subventionen zu kürzen und den Agrardiesel zu versteuern. Das bringt nicht nur Wolfgang Grübler in Rage: „Jeder, der nach Mallorca düst, fliegt mit steuerfreiem Flugbenzin. Und uns Bauern wollen sie die ohnehin geringen Subventionen für den Diesel streichen“, sagt er.