Von Peter Redlich
Panorama-Restaurant der Spitzenklasse“ nennt Erbpächter Michael Andreas auf seiner Internetseite das berühmte „Spitzhaus“ in den Lößnitzweinbergen von Radebeul. Sicher nicht zu Unrecht. Der Gastronom hat sich mit Einfallsreichtum und gut ausgebildetem Personal dieses Prädikat verdient. Doch seit geraumer Zeit fällt ein Schatten auf die hervorragende Aussicht, in der man die Bratwurst zum Wandersmannpreis genauso bekommt wie das erlesene Mehr-Gänge-Menü. Gerüchte von Insolvenzantrag brodeln durch die Schwätzerküche.
Der Schatten zieht sich aus dem Elbtal herauf – vom „Dampfschiff“, einem weiteren Restaurant von Andreas an der Radebeuler Dampferanlegestelle in der Uferstraße. Im vorigen Jahr musste der Restaurantbetreiber für das erst 2001 aufwendig mit viel Geld – die genaue Summe will Andreas nicht nennen – von ihm sanierte Fischrestaurant die Notbremse ziehen. Seitdem ist das „Dampfschiff“ wegen Unwirtschaftlichkeit geschlossen. Doch der Kredit dafür, und auch für den erst 2004 eröffnete Elbterrassen-Imbiss für den Radwanderer, müsste bedient werden. Das jedenfalls verlangt die Gläubigerbank, die Kreissparkasse Meißen.
Genährt wird die Gerüchteküche vor allem deshalb, weil Andreas auch in das „Spitzhaus“ Geld von eben dem Kreditinstitut investiert hat und die Banker ihm jetzt offenbar auf die Füße treten, obwohl beides getrennte Unternehmen sind. Zumal es ihm nicht gelungen ist, das „Dampfschiff“ zu veräußern. Andreas: „Da müsste einer richtig Eigenkapital mitbringen.“
Doch daran hapert es offenbar. Die Bank will kein weiteres Geld nachschießen und macht darüber hinaus die Schotten sogar so dicht, dass nicht einmal die eigentlich gut laufende Terrasse mit Bratwurst und Bier über Ostern öffnen darf. Von Zwangsversteigerung in nächster Zeit ist in Gastronomenkreisen die Rede. Ob es so stimmt, wollte die SZ von der Kreissparkasse in Meißen wissen, bekam jedoch nur den Verweis, „dass wir uns bei denen von ihnen gestellten Fragen auf das Bankgeheimnis berufen“.
Dieses ganze Dilemma betrifft das Restaurant „Dampfschiff“. Im „Spitzhaus“, da kann man Andreas fragen oder sich selbst überzeugen, läuft das Geschäft. Die Bestellbücher für Ostern sind proppevoll. „Und die Pacht für die Immobilie geht bei uns pünktlich ein“, bestätigt Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche.
Auch nicht in die Karten schauen lassen will sich die Sparkasse in Sachen „Spitzhaus“. Möglicherweise, weil Erbpächter und Betreiber Michael Andreas hier 48 Mitarbeiter unter Vertrag hat, die, nach seinen Aussagen, noch nicht einmal ihr Gehalt nicht oder zu spät bekommen haben. Der Gastronom, der mit seiner Frau Ursula auch die „Blaue Mühle“ in Mohorn betreibt, hängt „mit Herz und Seele“ am „Spitzhaus“. Andreas: „Vier Fünftel unserer Gäste sind Einheimische.“ Und in Zeiten wie jetzt sei eben auch zu spüren, dass die Leute ihr Geld mehr als sonst zusammen halten. Worauf man nicht mit 20-Euro-Gerichten reagieren dürfe.