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Geschichte auf Schritt und Tritt erleben

Berggießhübel. Grenzenfallen. Ein Wanderweg zeigt, wo Sachsen und Böhmen einmal eins waren und es wieder werden.

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Von Gabriele Schrul

Noch steht er lediglich auf dem Papier – der montanhistorische Wanderweg. Er nimmt einmal in Berggießhübel seinen Anfang und endet im nordböhmischen Krasny les (Schönwald.) Rund 14 Kilometer lang soll er werden und das Angebot des Berggießhübler Schaubergwerkes mit Heilstollen ergänzen.

Wer sich künftig von Berggießhübel aus auf den Weg macht, dem wird damit nicht nur ein toller Wandertrip beschert, sondern der kann unterwegs auch noch in einem symbolisch aufgeschlagenen Geschichtsbuch zum Bergbau in der sächsisch-böhmischen Grenzregion etwas erfahren. Darum kümmert sich der Gebirgsverein 1899 Berggießhübel gemeinsam mit dem Kurortentwicklungsverein Bad Gottleuba-Berggießhübel.

Doch ehe es so weit ist, muss noch vieles Organisatorische auf den Weg gebracht werden. So sind die Berggießhübler Gebirgsvereinsmitglieder momentan dabei, mit Zdenek Kutina, dem Bürgermeister von Petrovice (Peterswald), in Verbindung zu treten. Schließlich gehört Krasny les zum Territorium seiner Gemeinde. „Wir möchten auf böhmischer Seite zwei Orientierungstafeln mit tschechischen und deutschen Erläuterungen zum alten Bergbau der Region aufstellen“, sagt Gebirgsvereinschef Manfred Schäfer. Dabei geht es weniger um finanzielle Dinge. Das übernimmt die deutsche Seite und wird über ein spezielles Förderprogramm der Europäischen Union geregelt. Vielmehr müssen kurzfristige Abstimmungen zwischen allen Beteiligten, so auch das gemeinsame Beantragen des Fußgängerübergangs zwischen der Oelsener Höhe auf deutscher und dem Spicak (Sattelberg) auf tschechischer Seite angeschoben werden.

Kutinas Antwortschreiben liegt inzwischen beim Kurortentwicklungsverein vor. Petrovice, speziell Krasny les, ist dabei. „Jetzt geht es darum, so schnell wie möglich den Termin für ein Zusammentreffen zu vereinbaren“, sagt Vereinsvorsitzender Karl-Hartmut Blesik. Auch wenn die einzelnen Stationen des grenzüberschreitenden Wanderwegs fest stehen, am genauen Verlauf wird bis zur Stunde getüftelt. Doch auf Schritt und Tritt wird ein Stück sächsisch-böhmische Bergbautradition erwandert. Schließlich wurden von dem Revier Berggießhübel im Mittelalter bis zu 40 Hütten und Hammerwerke in Sachsen und Böhmen mit hochwertigem Eisenerz versorgt. Der Wanderweg soll diese alte, grenzüberschreitende und völkerverbindende Bergbautradition in Erinnerung halten. Genauso wie das Besucherbergwerk „Marie-Louise-Stolln“ in Berggießhübel. Ist es einmal fertig, bekommt die Eisenstraße zwischen dem Osterzgebirge und der nordböhmischen Region um Krupka (Graupen) und Teplice (Teplitz) einen weiteren wichtigen bergbaugeschichtlichen Anlaufpunkt für Touristen. Eine besondere Attraktion ist die „Erlebniswelt historischer Bergbau“ im Stollen. Gegenwärtig wird hier wie am alten Bergwerksgebäude gearbeitet. Das ist bald der Eingang in eine andere Welt. Im November 2005 soll es soweit sein.