Von Julia Rauschenbach
Die 15-jährige Linea schreibt die letzten Worte ihrer Kurzgeschichte auf ein Blatt Papier. „Ich habe schon viele Geschichten geschrieben, ein ganzes Buch ist voll“, sagt sie stolz. Ihre Geschichte liest sich traurig. Sie handelt vom Meer und der Einsamkeit. Linea aber lächelt glücklich an diesem Morgen.
Seit zwei Wochen nimmt sie mit 17 weiteren Jugendlichen aus Deutschland, Italien, Frankreich und Litauen an einer internationalen Begegnung für sozial benachteiligte Jugendliche teil. Organisiert wird das Treffen vom Fachwerkhof Omsewitz e. V., einem interkulturellen Verein in Dresden. „Unser Camp beschäftigt sich mit der Musik als Sprache“, sagt Cornelia Schimmelpfennig, Organisatorin des Camps. „Bei internationalen Treffen ist immer Englisch die Verständigungssprache. Sozial benachteiligte Jugendliche sind darin aber oft unsicher. Bei uns drücken sie sich über Musik aus.“ So bauten die Jugendlichen eigene Instrumente, besuchten Dresdner Clubs und malten Bilder zur Musik. „Am Anfang waren alle sehr reserviert. Im Laufe der Zeit haben sie jedoch über die Musik und Kunst zueinander gefunden“, so Schimmelpfennig. Auch Linea weiß zu berichten, dass erste Sprachbarrieren schnell überwunden waren. „Inzwischen sind echte Freundschaften entstanden.“ Ihre Augen strahlen.
Finanziert wurde das Treffen vom Verein Internationale Begegnung in Gemeinschaftsdiensten. Es ist schon das 43. internationale Camp. „Bei den thematischen Begegnungen ist uns wichtig, dass die Jugendlichen keine Vorbildung in diesem Bereich haben. Das Arbeiten ist unvoreingenommener“, so Schimmelpfennig. Zum heutigen Sonnabend präsentieren die Jugendlichen ihre Abschlussarbeiten. Dann werden die Bilder gezeigt. Mit Dresdner Musikern können die Teilnehmer ihre Instrumente ausprobieren. Auch Lineas traurige Kurzgeschichte wird zu lesen sein. Sie aber wird wieder lächeln, dankbar für die aufregende Zeit der letzten zwei Wochen.