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Geschichten aus dem Himalaya

Drei buddhistische Mönche in der Berufsschule: Gelegenheit für Fragen, einen Vortrag und ein außergewöhnliches Essen.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Über sieben Brücken musst Du gehn“, singen Schüler des beruflichen Gymnasiums zur Begrüßung. Das trifft`s. Die drei Mönche aus dem Himalaya in ihren roten Umhängen haben einen langen Weg hinter sich. Erst auf den letzten Drücker hat ihre Reise in eine unbekannte Kultur geklappt, sagt Organisator Sven Perski aus Riesa. Und ohne die 6000 Euro Spenden wäre der einmonatige Aufenthalt der drei Lamas, so nennt man die Mönche, gar nicht möglich geworden.

Als die „drei Lamas in Sachsen“ sprachen Jamyang Lobsang (72), Chamba Phonzok (36) und Stanzin Gyon (24) mit Schülern des Berufsschulzentrums. Rechts: Sven Perski.
Als die „drei Lamas in Sachsen“ sprachen Jamyang Lobsang (72), Chamba Phonzok (36) und Stanzin Gyon (24) mit Schülern des Berufsschulzentrums. Rechts: Sven Perski.

Wunderschöne Eindrücke

Nun sind sie also nach Hirschstein und Riesa in Großenhain, maßgeblich vorbereitet von Lehrerin Lorett Sachse. Bunte Gebetsfähnchen hängen in der Aula – wie in Filmen aus Tibet bekannt. Wunderschöne Bilder und Filmszenen von Sven Perski, der seit sieben Jahren regelmäßig zum Mönchskloster in Nordindien fliegt, geben einen nachhaltigen Eindruck. Das ist es auch, was sich Schulleiter Bernd Kniese von diesem Tag erhofft: bleibende Erinnerungen und Erkenntnisse auf beiden Seiten. Die drei Lamas sind ein Meister und zwei seiner ehemaligen Schüler. Stanzin Gyon hat im Kloster gut englisch gelernt und übersetzt die Regionalsprache der beiden anderen. Nach einem lockeren Frühstück mit den Lehrern sitzen die Mönche in der Aula mit Schülern auf Matten im Kreis.

Zögerlich kommen einige Fragen: Haben die Mönche noch Kontakt zu ihren Familien? In welchem Alter gehen Novizen ins Kloster? Was hat die Männer in Deutschland schon besonders beeindruckt? Aufmerksam lauschen die Schülerinnen des beruflichen Gymnasiums. Was der 24-Jährige da erzählt, ist doch sehr viel anders als das Leben, das sie hier führen.

Verständlicherweise hat der Besuch des BMW-Werkes in Leipzig auf die Lamas einen besonderen Eindruck gemacht. „So viele Roboter machen die Arbeit“, gibt Stanzin Gyon seine Überraschung wieder. Jamyang Lobsangs Gesicht hat sich in tiefe Falten gelegt. Natürlich akzeptieren sie die moderne Technologie, sagen die Mönche. Sie sollte nur sinn- und maßvoll eingesetzt werden. Das Lebensziel der Mönche im Himalaya ist freilich ein ganz anderes: Das vollkommene Glück. Ein Leben ohne Leiden. Sprich: das Nirwana. Was wird dort passieren, fragt eine Schülerin.

Da sei schwer zu erklären, so Stanzin Gyon. Mit Gesten versucht er, seine Rede zu unterstützen. Glück bedeute in jedem Fall, sich für andere einzusetzen, an die anderen Menschen genauso zu denken wie an sich selbst. „Das Leben für andere macht die Welt friedlich“, sind die Mönche überzeugt. 30 Jahre Studium brauchen sie allerdings, um Meister zu werden. Was bedeutet für Euch Lernen, fragen sie die Schüler zurück. Elsa Bauer findet die Diskussion spannend. Sie freut sich auch, den weit gereisten Lama so gut zu verstehen. Benjamin erzählt gar, dass er nach der Schule ein Jahr nach Indien gehen will, um dort in den Slums mit den Menschen Häuser zu bauen. Und danach will er nach Mexiko.

Auch die Lamas wollen während ihrer einmaligen Reise noch einiges sehen. Sie besuchten schon die Dresdner Frauenkirche und das ehemalige Kloster in Riesa. Gern wollen sie auf der Elbe eine Schifffahrt unternehmen. „Die Deutschen sind nett und das Land ist sehr sauber“, loben die buddhistischen Mönche. Ihr Quartier haben sie bei Familie Bertelsmann in Mehltheuer. Gestern gabs  noch ein leckeres Mittagessen in der Industriestraße. Mit typischen Zutaten von angehenden Köchen der Berufsschule zubereitet. Sven Perski lädt alle für den 13. April zum Ostermarkt auf Schloss Hirschstein ein. Dort werden die drei Lamas ein Mandala aus Sand legen, den sie extra mitbrachten.