Das Festwochenende in Bischofswerda machte möglich, was im wirklichen Leben nie passieren konnte. Zum Beispiel, dass sich Napoleon und Bischofswerdas letzter Schützenkönig gemeinsam dem Fotografen stellen. Denn zwischen den Lebensdaten beider Persönlichkeiten liegen mehr als 100 Jahre. Napoleon war 1813 in der Stadt. Die Bischofswerdaer feierten ihren letzten Schützenkönig 1939, leider auch ein Kriegsjahr.





Dargestellt wurde der Schützenkönig von Christa Jürgens in der blauen Originaluniform ihres Schwiegervaters Otto Jürgens, dem Bischofswerdaer Schützenkönig von 1939. In jenem Jahr fand das Schützenfest letztmalig in Bischofswerda statt, schreibt Harald Jürgens, der beim Großen Sächsischen Zapfenstreich am Sonnabendabend auf dem Markt das historisch einmalige Foto dieses „Bischofswerdaer Gipfeltreffens“ schoss. Apropos schießen: Von Christa Jürgens, die nicht zum ersten Mal den Schützenkönig mimte, ist von einer historischen Stadtführung der Satz überliefert: „Geschisst wird nicht mehr“. Treffende Worte, um den Frieden zu feiern.
Das Wochenende „200 Jahre Stadtbrand und Wiederaufbau“ darf man durchaus auch im Zeichen der deutsch-französischen Versöhnung sehen. Politisch wie privat. Da passt es gut ins Bild, dass am Sonnabend in Bischofswerda eine deutsch-französische Hochzeit gefeiert wurde. Das Ehepaar Brommert – die Braut kommt aus Bautzen, der Bräutigam aus Frankreich – gab sich im Barockschloss Rammenau das Ja-Wort und feierte anschließend im Restaurant L’ Auberge „Gutshof“ in Belmsdorf – mit dem deutschen Brauch des Holzsägens, einem französischen Festmenü und zwei Hochzeitstorten, einer deutschen in Form von zwei Hüten und einer französischen. Die französische Torte hatte Küchenmeisterin Tina Weßollek, Chefin im L’ Auberge, kreeiert: „Eine französische Hochzeitstorte ist ähnlich einem großen Windbeutel“, sagte sie gestern der SZ. Rund 50 Hochzeitsgäste aus beiden Ländern feierten mit dem jungen Paar.
Nicht nur die Gäste aus Frankreich gaben Bischofswerdas Napoleon-Wochenende ein internationales Flair. Dazu gehörten auch Gäste aus Polen, die am historischen Biwak teilnahmen. Durch sie kam der am weitesten gereiste Gast nach Bischofswerda: Ariel Ramirez. Seine Heimat ist Argentinien. „Herr Ramirez lebt schon seit drei Jahren in Wroclaw. Er und seine wackeren historischen polnischen Soldaten waren mit Begeisterung und vollem persönlichen Einsatz an den Kampfhandlungen vor den Toren Bischofswerdas beteiligt. Am Ende wurde er von seinem Offizier für seinen tapferen Einsatz vor den angetretenen Kameraden belobigt und mit einer Urkunde ausgezeichnet“, schreibt Günter Kettner, Festbesucher aus Freital an die Sächsische Zeitung. (SZ/ir)