Von Jürgen Müller
Die drei Jugendlichen mussten wohl denken, sie sind im falschen Film, als im Juli vorigen Jahres ein schwarzer Honda am Dr.-Eberle-Platz hält, die Brüder T. aussteigen und ohne groß nachzufragen auf die Gymnasiasten einschlagen. Einer von ihnen wird sogar krankenhausreif geprügelt. Die Brüder gehören einer Clique an, die in unterschiedlicher Besetzung immer wieder Straftaten begeht. Das Muster ist stets das Gleiche: Passanten, meist Jugendliche, werden geschlagen, gedemütigt, ausgeraubt.
Die PIN-Nummer erpresst
In einem anderen Fall wird ein Jugendlicher, der auf der Fabrikstraße in Meißen sein kaputtes Moped schiebt, Ziel der Clique. Erst fordern sie von ihm die Geldbörse, die er aus Angst herausrückt. 110 Euro erbeuten die Täter. Dann kehren sie noch einmal zurück und wollen die EC-Karte samt PIN. Wenn er die Polizei rufe, bekomme er „gleich auf die Schnauze“ drohen sie und heben auf der Sparkasse 155 Euro ab. Mehr gibt das Konto nicht her.
Auch ein Radfahrer wird an der Aral-Tankstelle auf der Großenhainer Straße in Meißen Ziel der jugendlichen Räuber. Erst fordert einer von ihnen einen Euro, um sich ein Bier kaufen zu können. Dann nimmt er den Rucksack des Geschädigten, kippt ihn aus, nimmt drei Flaschen Bier und die Geldbörse. 55 Euro erbeuten die Täter in diesem Fall. Ende März, Anfang April vorigen Jahres fordern einer der Brüder T. und ein weiterer, inzwischen zu einer Haftstrafe verurteilter Täter von einem Jugendlichen erst 50 Euro, dann 30. Obwohl sie ihn schlagen, haben sie keinen Erfolg. Das Opfer hat kein Geld mit.
Jetzt stehen fünf Mitglieder der Clique vor dem Amtsgericht. Dass sie Räuber, Schläger und Erpresser sind, sieht man den jungen Männern auf der Anklagebank nicht an. Sie könnten die netten Nachbarsjungen von nebenan sein, doch die fünf haben es faustdick hinter den Ohren. Mehr als 20 Minuten braucht die Staatsanwältin, um die Anklagepunkte vorzutragen.
Das ist keine Gerichtsshow
„Mädchen wurden beleidigt, wir wollten ihnen helfen und Eindruck schinden“, sagen zwei der Täter vor Gericht. „Sie haben immer Freundinnen, die von anderen angemacht werden und nehmen das zum Anlass für Ihre Taten“, sagt die Richterin. Schnell wird klar, dass die Mädchen einfach was erleben wollten, ihre Freunde aufstachelten, genau wussten, dass es eine Schlägerei geben würde.
Die Verhandlung wird morgen um 9 Uhr am Amtsgericht fortgesetzt.