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So sieht es auf Freitals Schul-Baustelle aus

Die Oberschule Hainsberg wird komplett saniert. Die Baupreise sinken. Das ist gut. Aber es gibt andere Sorgen.

Von Annett Heyse
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Projektleiter Jens Römisch steht im völlig entkernten Altbau der Geschwister-Scholl-Oberschule.
Projektleiter Jens Römisch steht im völlig entkernten Altbau der Geschwister-Scholl-Oberschule. © Andreas Weihs

Es staubt mächtig unter den Arbeitsschuhen von Jens Römisch. Der Projektleiter steigt über Ziegel und Kabel, schlängelt sich an einem Container vorbei und steht schließlich hinter der Geschwister-Scholl-Oberschule. Von dem Gebäude stehen nur noch die Wände und das alte Dach, alles andere ist abgerissen. "Wir haben total entkernt", sagt Römisch und zeigt auf das Haus hinter sich. "Als Nächstes kommt das Dach runter."  

Die Oberschule im Stadtteil Hainsberg ist das letzte noch unsanierte Schulgebäude der Stadt. Noch im Sommer 2019 sah es dort aus wie zu DDR-Zeiten: Durch die Holzfenster zog der Wind, an den Wänden hingen alte Rippenheizkörper, von der Fassade bröckelte der Putz. "Es gab auch Beschwerden über die Toiletten. Die Bedingungen fürs digitale Lernen waren ebenfalls schlecht, weil die Datenleitungen unterdimensioniert waren", berichtet Jens Römisch. Nicht mal mehr der Platz reichte für die rund 260 Mädchen und Jungen aus. Die Oberschüler belegten fünf Räume in der benachbarten Grundschule.

Deshalb wird die Geschwister-Scholl-Oberschule nicht nur saniert, sondern erweitert. Vom alten Gebäude, 1899/1900 errichtet und am 29. April 1900 als Coßmannsdorfer Schule eröffnet, bleiben nur die tragenden Mauern übrig. Das Dachgeschoss kommt runter, an dessen Stelle wird ein zweites Obergeschoss gesetzt. Darauf kommt dann in Holzständerbauweise noch ein drittes Obergeschoss. Zudem wird auf der freien Fläche an der Ecke Richard-Wolff-Straße/Hainsberger Straße ein Anbau errichtet. In dessen Erdgeschoss werden eine Mensa und ein Mehrzweckraum eingebaut, darüber entstehen zusätzliche Fachkabinette und Klassenräume.

Auch an der Rückseite der Schule wird das Haus erweitert. Der alte Anbau, in dem einst Sanitäranlagen, das Treppenhaus und der Jugendclub untergebracht waren, ist längst abgerissen. Dafür wird derzeit ein neuer Anbau hochgezogen, größer als dessen Vorgänger. "Dort bringen wir weitere Fachkabinette unter", erklärt Jens Römisch.

Der Projektleiter läuft zum Haupteingang der Schule, geht noch einmal durch die zweiflügelige Tür und steigt die Treppen empor, so wie ein Jahrhundert lang unzählige Schüler vor ihm. Doch die Tage der Eingangspforte sind gezählt.  Im Zuge der Bauarbeiten kommt die Tür weg, das Treppenhaus wird bis auf Erdgeschossniveau verfüllt. Dafür entsteht am Anbau ein neuer Haupteingang, in dessen Nähe er der Fahrstuhlschacht platziert wird. 

Die Geschwister-Scholl-Schule in Freital-Hainsberg wird in 30-monatiger Bauzeit komplett saniert.
Die Geschwister-Scholl-Schule in Freital-Hainsberg wird in 30-monatiger Bauzeit komplett saniert. © Andreas Weihs
Das Gebäude ist entkernt, sogar die Decken zwischen den Etagen wurden abgebrochen.
Das Gebäude ist entkernt, sogar die Decken zwischen den Etagen wurden abgebrochen. © Andreas Weihs
Der bisherige Haupteingang wird verschlossen, der Raum aufgefüllt. Es wird ein neuer Zugang gebaut.
Der bisherige Haupteingang wird verschlossen, der Raum aufgefüllt. Es wird ein neuer Zugang gebaut. © Andreas Weihs
Die Bodenplatte des Anbaus für Mensa, Mehrzwecksaal und Fachkabinette ist schon gegossen
Die Bodenplatte des Anbaus für Mensa, Mehrzwecksaal und Fachkabinette ist schon gegossen © Andreas Weihs

Insgesamt rechnet die Stadt mit Baukosten von 9,1 Millionen Euro. Weil sich auf dem Bau die Nachfrage schon seit Ende 2019 etwas entspannt hat, sind sogar die Preise leicht gesunken. "Zumindest bei den aktuellen Ausschreibungen", schränkt Jens Römisch ein. Dafür beobachtet er die Entwicklungen im Zuge der Corona-Krise mit Sorge. Viele Firmen haben ihr Personal nicht zusammen, weil ausländische Arbeitskräfte in ihren Heimatländern festsitzen. Auch gibt es erste Materialengpässe. "Alles noch nicht schlimm, aber es kann uns auch noch treffen", sagt Römisch.

Geplant ist bisher, dass bis zum Ende des Sommers alle Rohbauarbeiten erledigt sind. Im Juli erfolgt der Einbau von Fenstern und Außentüren. In den Monaten August und September soll das Staffelgeschoss errichtet werden. Ebenfalls im August beginnen bereits die Installationsarbeiten. Als erstes Innenausbauhandwerk werden die Elektriker ihre Arbeit aufnehmen. Doch so rasant, wie sich das alles liest, wird die Schule nicht fertig. Insgesamt sind gut 30 Monate Bauzeit angesetzt. Vom Oktober 2019 ausgehend, wird die Schule voraussichtlich im Frühjahr 2022 bezugsfertig übergeben. Bis dahin lernen die Hainsberger Oberschüler in einem Container-Interimsbau, der hinter der Grundschule errichtet wurde. 

Noch liege man im neuen Zeitplan, sagt Jens Römisch. Bei den Ausschreibungen habe man sich genügend zeitlichen Puffer eingeräumt und vergebe Aufträge um Monate im Voraus. Trotzdem lief gleich zu Baubeginn nicht alles ruckelfrei. So verzögerten sich im vergangenen Sommer die Erdarbeiten, die Voraussetzung für den Beginn der Rohbauarbeiten waren, um mehrere Wochen. Statt in den Sommerferien begannen die Arbeiten erst Anfang September.

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