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Gesponnen in Görlitz

Dass es seit 1995 Artemision in Görlitz gibt, ist Andrea Blochwitz zu verdanken. Die studierte Kunsterzieherin und Diplomgermanistin, bewegte schon seit vielen Jahren diesen Gedanken: „Es müsste doch...

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Von Frank Fischer

Dass es seit 1995 Artemision in Görlitz gibt, ist Andrea Blochwitz zu verdanken. Die studierte Kunsterzieherin und Diplomgermanistin, bewegte schon seit vielen Jahren diesen Gedanken: „Es müsste doch möglich sein, ein weltweites Netzwerk zu spinnen, in dem sich bildende Künstler verfangen und dort ihre schöpferische Kreativität mit textilen Materialien ausleben“. Aus persönlichen Gründen, aber auch wegen weitaus besserer Förderungsmöglichkeiten an der EU-Außengrenze zog es Andrea Blochwitz nach Görlitz, und hier wurde aus ihrer Vision tatsächlich greifbare Realität. Als wichtigste Stützen bei der Vereinsgründung mit zwölf Mitgliedern sind ihr Hanna Majewska, Stefan Zinnow und Inka Arnold-Geierhos in Erinnerung.

Das Vereinsdomizil im Handwerk 13 war zunächst eine Ruine, die man durch maßgebliche finanzielle Unterstützung des Aktionskreises für Görlitz käuflich erwerben konnte. Danach wurde das Haus mit Fördermitteln saniert.

Ihre anfänglich zurückhaltende, eher abwägende Darstellung des Geschehens wirft Andrea Blochwitz total über Bord, als sie auf das künstlerische Netzwerk von Artemision zu sprechen kommt. „Inzwischen haben sich 89 Künstler aus 25 Ländern zu uns bekannt, die außer Australien auf allen Kontinenten unsers Erdballs beheimatet sind.“ Und dann beginnt sie alle namhaften Künstler, Professoren, Schriftsteller, Philosophen, Mediziner und Musiker aufzuzählen, die zu Artemision gehören. Auf die Mitgliedschaft des Vorsitzenden des Künstlerverbandes von Burkina Faso (Afrika) und einer Mitarbeiterin im Kulturministerium von Kuba sei sie besonders stolz.

Ein Höhepunkt im Vereinsleben, war im Jahr 2000 die Eröffnung der Artemis-Galerie zum Tag des offenen Denkmals. Den Höhepunkt erlebte man aber voriges Jahr zum ersten Künstlerfestival von Artemision. Bei diesem Intereg-Projekt kamen 45 Künstler aus 18 Ländern nach Görlitz.

Die 102 Mitglieder von Artemision e. V. werden zurzeit von sechs hauptamtlichen Mitarbeitern verwaltet. Sie betreuen das künstlerische Netzwerk über eine Internetdatenbank und stellen dabei fest, dass sich Artemision gerade unter jüngeren Leuten einen Namen macht. So beschäftigten sich schon einige Diplomarbeiten von polnischen und deutschen Studenten mit diesem Verein. Es gibt grenzüberschreitende Workshops für Schüler und auch Repräsentationen von Textilkünstlern aus Afrika, Italien, Belgien oder Russland, wo der Meister mit Hilfe seines Schülers seine Werke präsentiert. „Arbeiten, die von uns an Kunstakademien vermittelt werden, damit sich auch die textile Kunst noch stärker in der Öffentlichkeit manifestieren kann“, sagt Andrea Blochwitz. Auch eine chinesische Professorin mit ihrer Tochter will sich in diesen Tagen in der Galerie umsehen.

Mit Blick auf die Zukunft verrät Andrea Blochwitz, dass es mit Artemision nächstes Jahr zur 11. Textiltrienale in Lodz eine weiteres Festival zum Thema „Prisma-Charisma“ geben wird. Dafür könnten sich die Künstler schon jetzt bewerben und Textilarbeiten für die große Ausstellung anfertigen.