Gesprühte Feuerwehrgeschichte

Radeburg. Für einen Donnerstagnachmittag herrscht auf dem Hof des Radeburger Feuerwehrgerätehauses eine ungewohnte Betriebsamkeit. Kinder verschiedenen Alters wuseln herum, auch Erwachsene laufen geschäftig hin und her. Einige davon zumindest teilweise in Feuerwehrbekleidung.
Die großen Tore des Hauses sind weit geöffnet. Ab und an dringt ein leises Zischen nach draußen. Auf einem fahrbaren Gerüst machen sich Leute mit Masken vor Mund und Nase an der Wand über den mit Folie abgehängten Schränken zu schaffen, in denen die Einsatzkleidung hängt.
Seit Donnerstag vergangener Woche läuft hier ein besonderes Ferienprojekt. Mithilfe des Großenhainer Graffitikünstlers Sebastian Bieler können Ferienkinder ab zehn Jahren das Domizil der Radeburger Feuerwehrleute verschönern. Organisiert hat das Ganze der Verein Feuerwehrhistorik der Zille-Stadt mit Unterstützung von Jugendsozialarbeiter Marcus Boros und verschiedener Förderprogramme, unter anderem „Demokratie leben“.
Daher gehört zum Projekt auch nicht nur, den Umgang mit der Spraydose zu üben, wie Antje Nguyen vom Verein sagt. „Es gab auch einen Demokratieworkshop und einen Schnupperkurs Feuerwehr.“ Dieser war übrigens sehr erfolgreich. „Wir haben zwei neue Mitglieder für die Jugendfeuerwehr gewonnen“, ergänzt Vereinschef Peter Dombois. „Die quillt jetzt bald über.“
Da die Kinder sich nicht anmelden mussten, waren die Vereinsleute gespannt, wie viele kommen würden. „Wir haben mit fünf pro Tag gerechnet“, so Antje Nguyen. Gekommen seien in der Regel sieben. Unterstützung bekamen die Nachwuchssprayer aber nicht nur vom Graffiti-Profi Sebastian Bieler, sondern auch von Kameraden der Feuerwehr und Vereinsmitgliedern der Zappelbude wie Matthias Sorschke. „Bei deren Graffiti-Projekt im Frühjahr hatten wir mitgeholfen“, erklärt Antje Nguyen.
Als überlegt wurde, wie das Bild an der Wand gestaltet werden soll, habe man zuerst an 150 Jahre Feuerwehr in Radeburg als Thema gedacht, die 2022 gefeiert werden sollen. Antje Nguyen: „Aber das war dann doch zu umfangreich.“ Schließlich sei man beim Durchblättern der Chronik auf Bilder der Feuerwehrtechnik gestoßen, die in Radeburg in all den Jahren im Einsatz war. Insgesamt zwölf Fahrzeuge kamen so zusammen – von der ersten Handruckspritze bis zur modernen Drehleiter.
Letztere gibt es allerdings noch gar nicht. Doch die Stadt will das Fahrzeug anschaffen. Die Jahreszahl 2022, die wie bei den anderen Fahrzeugen den Beginn des Einsatzes in der Wehr anzeigt, sieht Bürgermeisterin Michaela Ritter daher als ein freundliches Druckmittel.
Sebastian Bieler freut sich, wie sehr nicht nur die Kinder mit Feuer und Flamme bei der Sache sind, sondern auch Feuerwehrkameraden, die extra Urlaub genommen haben. Henrik Salzer entpuppte sich beispielsweise als hervorragender Zeichner, der freihand die Vorlagen für die Fahrzeugschablonen anfertigte. Und Daniel Koitzsch brachte seine Airbrush-Erfahrungen ein. Am Freitag endete das Projekt.