Von E. Kamprath und D. Szabó
Hermann Sietzy kam sich gestern ziemlich komisch vor. Wiederaufbau? Wo?, fragte sich der Freitaler, nachdem er mit seiner Videokamera zum Rabenauer Bahnhof gepilgert war. Dort und an weiteren Stellen sollten laut der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft SDG die ersten Arbeiten zur Behebung der Flutschäden an der Weißeritztalbahn beginnen. Davon war gestern allerdings nichts zu sehen: Kein Bauarbeiter und kein Bagger weit und breit.
Sietzy blieb schließlich nichts anderes übrig, als den abgeschlossenen Baucontainer auf seinem Videoband festhalten. „Ich hatte schon gedacht, dass man heute etwas zu sehen bekommt, zumal der Baubeginn in den Nachrichten für heute angekündigt war. Fünf Jahre hat es gedauert, da hätte für dieses besondere Ereignis wenigstens symbolisch schon eine Maschine in Aktion sein können“, sagte der Schmalspurbahn-Fan. „Dresden hat seine Waldschlösschenbrücke und wir die Weißeritztalbahn. Bleibt nur zu hoffen, dass nach dem langen Reden wenigstens bei uns etwas passiert.“
Immerhin haben Wanderer im Rabenauer Grund zwei Leute mit Mappen in der Hand beobachtet, die offensichtlich die Gleisstrecke abliefen. Von dem Bagger, der noch Mitte vergangener Woche am Rabenauer Bahnhof für die Arbeiten startklar gemacht wurde, fehlte gestern jedoch laut Augenzeugen jede Spur.
Alles kein Grund zur Panik, beteuerte SDG-Infrastruktur-Chef Michael Fruß, als ihn die SZ mit der Situation konfrontierte. „Man wird nicht am ersten Tag mit 20 Baggern den Grund durchwühlen und es sind am ersten Tag auch nicht 100Arbeiter unterwegs“, sagte er. Wer an so etwas gedacht hat, habe zu hohe Erwartungen. Es sei ganz normal, dass zunächst die Vorbereitungen in Angriff genommen werden, so Fruß weiter. So werde unter anderem an der Baulogistik getüftelt. Von Verzögerungen gleich am ersten Tag könne mit Sicherheit nicht die Rede sein.
Gebäude wird abgerissen
Als einen der nächsten Schritte bezeichnet der SDG-Infrastruktur-Chef den Abriss des einsturzgefährdeten Teils des Bahnhofsgebäudes in Spechtritz. Dort braucht man Platz für die Baustelleneinrichtung, damit sich die Bautrupps später in beide Richtungen entlang der Gleise vorarbeiten können.
Dieses Teilvorhaben könnte auch die Erklärung für das scheinbare Verschwinden des ersten Baggers sein. Laut Fruß sollte der Koloss schon gestern im Laufe des Tages nach Spechtritz verlegt werden und mit den Abbrucharbeiten beginnen. Demnächst wird auch Material angeliefert, und zwar nach Rabenau. Dort werde „der absolute Schwerpunkt“ für die Baulogistik sein, erläutert der SDG-Mann weiter. Insgesamt rund 15 Firmen, die in drei Arbeitsgemeinschaften organisiert sind, sollen bis zum vierten Quartal 2008 zunächst den Teilabschnitt Freital–Dippoldiswalde wieder errichten. Danach ist geplant, die Strecke zwischen Dipps und Kipsdorf wieder befahrbar zu machen.
Trotzdem befürchten Kleinbahnfans, die Arbeiten könnten weiter stocken. „Ich glaube erst daran, wenn wirklich die Maschinen anrollen“, sagt Reinhard Patzig, der gestern ebenfalls nach Rabenau gekommen war. In drei bis fünf Tagen werde es nun soweit sein, versichert SDG-Geschäftsführer Deiß.