Von Frank Seibel
Auf das Gefühl kommt‘s an. „Good vibrations“, sagt der Mann vorne im Ratssaal, „good vibrations“ seien wichtig für amerikanische Investoren.
Frederick Metz Shepperd muss es wissen. Er ist ja selbst Amerikaner. Und „good vibrations“ spürt der Unternehmensberater und Wirtschaftsförderer in Görlitz allenthalben. Ein Standort fast wie im Bilderbuch: So beschrieb er vor fünfzig Unternehmern, Politikern und Verwaltungsmitarbeitern am Dienstagabend die Lage der Region. Niedrige Löhne, zentrale Lage in Europa, schöne Landschaft drei Sprachen und große Kultur, all das, sagte der Berater, könne Investoren aus Übersee schon begeistern.
Finanz- und Wirtschaftsbürgermeister Rainer Neumer (CDU) freute sich sichtlich. Immerhin konnte er mit seiner Abteilung für Wirtschaftsförderung dieses Forum im großen Saal des Rathauses organisieren und mit Shepperd einen recht prominenten Berater präsentieren. „Görlitz: Eine globale Metropole“ – so hat Shepperd eine seiner Folien überschrieben, die er seinen Gästen vorstellte.
Seinen Optimismus gründete Shepperd auf Erfahrungen im Süden der USA. Im Grenzgebiet zwischen Texas und Mexico habe sich ein einzigartiger Wandel vollzogen, erzählte Shepperd. Das industrielle Herz Amerikas sei von der Ostküste in den Süden „umgezogen“. Auslöser für den Boom zwischen El Paso in Texas und Ciudad Juarez in Mexiko sei die Öffnung der Grenze gewesen. Die Nordamerikanische Freihandelszone Nafta, die 1994 von den USA, Mexiko und Kanada gegründet wurde, brachte in Shepperds Augen für die Grenzregion mehr Arbeitsplätze, mehr Konsum und auf amerikanischer Seite einen Zustrom von Schülern aus Mexiko.
Hundertprozentig konnte der Manager seine „good vibrations“ im Osten Deutschlands nicht an seine Zuhörer weitergeben. Einige zweifelten in der Pause, ob man die sehr ungleichen Nachbarn Mexiko und USA tatsächlich mit Polen und Deutschland vergleichen kann, wo die Lebensverhältnisse doch viel ähnlicher sind.
Frederick M. Shepperd ließ sich nicht beirren. Vor allem Textil-Unternehmen, Auto-Zulieferer und Kunststoff-Hersteller hätten allen Grund, an die Neiße zu ziehen. Und die Medizinbranche.
Über solch gesunde Aussichten freute sich dann doch mancher Teilnehmer.