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Giganten aus Stahl im Tharandter Wald

In der Georado-Erlebniswelt im Tharandter Wald sagen sich Kunstobjekte wie Pfau und Bison, Horst Lichter und Batman gute Nacht.

Von Birgit Grimm
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Der Dorfhainer Unternehmer Jens Jähnig sitzt in einem Mercedes, der ganz aus Schrott gefertigt wurde. Auf dem Gelände seiner Firma in Dorfhain kann man sich die Skulpturen anschauen.
Der Dorfhainer Unternehmer Jens Jähnig sitzt in einem Mercedes, der ganz aus Schrott gefertigt wurde. Auf dem Gelände seiner Firma in Dorfhain kann man sich die Skulpturen anschauen. © dpa/Robert Michael

Dorfhain. Sie kamen mit einem Lkw und auf dem Anhänger eines Kleinbusses nach Sachsen gefahren: Eine Affenbande und ein Pferdekopf, ein Löwe und ein Säbelzahntiger, Fantasyfiguren, Promis und ein Porsche. Der Dorfhainer Unternehmer Jens Jähnig, dessen Firma Felsen vor dem Absturz und der selbst immer wieder Künstler aus der Schaffenskrise rettet, indem er ihnen Atelier oder Werkstatt bietet, hat die Ladung in Osen bei Kiel bestellt. Dort leitet Steffi Glück mit ihrem Partner Armin Cieselski das Unternehmen „Giganten aus Stahl“. In dem zehnköpfigen Team arbeitet auch ein Porträtkünstler, der einen überlebensgroßen Lemmy Kilmister für das Heavy-Metal-Festival in Wacken aus Schrottteilen zusammengeschweißt und den Scorpions und Angus Young ein Denkmal gesetzt hat. Die Ähnlichkeit ist verblüffend. 

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Auch den vier Meter großen Bohrmeister, der seit Jahren auf Jähnigs Firmengelände steht, erkennt jeder Dorfhainer: Es ist der Horst. Horst Bachmann arbeitet schon sein halbes Leben in der Felssicherung. Nach dem Horst bestellte Jähnig Leonardo da Vincis berühmteste Körperstudie, den vitruvianischen Menschen bei Steffi Glück und ließ zuletzt aus Schrotteilen eine deutsche Eiche herstellen. „Der pure Baum war uns zu langweilig, also haben wir der Eiche noch Tugenden hinzugegeben.“ Da hockt die Weisheit in Gestalt eines Uhus auf dem Baum. Das fleißige Eichhörnchen bewohnt die stählerne Eiche, der weitsichtige Adler und der schlaue Fuchs.  

Steffi Glück neben einer «Superman»-Skulptur.
Steffi Glück neben einer «Superman»-Skulptur. © dpa/Robert Michael

Für die nächsten Wochen haben die Dorfhainer Stahlgiganten Besuch aus dem Norden bekommen. „Der Mercedes aus Zahnrädern wiegt 1,3 Tonnen, weniger als das Original“, sagt Steffi Glück. Die Flügeltüren lassen sich hochklappen. Jens Jähnig darf probesitzen und will gar nicht wieder aussteigen. Ein Porsche wird herangerollt. Horst Lichter folgt auf dem Motorrad. Ein Pferdekopf und zwei Torsi, komplett aus 8er-Muttern zusammengeschweißt, finden Platz im Tagungsraum der Firma, der nun Ausstellungsraum ist. Drei Schafe vor der Schur: Zündkerzen – gebraucht, gereinigt, kuschelig. Auch Metallfedern machen ein dichtes Schaffell. Ein Pfau zeigt stolz seinen prächtigen Schweif aus Schweißdraht.

Unterlegscheiben, Getriebeteile, Muttern, Schrauben, Bremsklötzer. Steinbock, Säbelzahntiger, Batman, markante Krieger, eine Affenbande – es gibt fast nichts, was Steffi Glück und ihre Mitstreiter nicht aus Altmetall herstellen können. In Osen werden Berge von Schrott recyclet. „Früher sind wir selbst auf die Schrottplätze gefahren, inzwischen bekommen wir die Teile gereinigt geliefert“, erzählt die 54-Jährige. Verliehen werden die fertigen Giganten normalerweise nicht, aber da keine Messen, keine Festivals stattfinden, macht sie für Jens Jähnig eine Ausnahme. 

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Der hat ein großes Herz für Künstler und Kunsthandwerker und baut im Tharandter Wald langfristig eine geotechnische Erlebniswelt auf. Stählerne Giganten passen seiner Meinung nach gut zu Firma und zu seiner Georado-Stiftung und können nun ebenso besichtigt werden wie die Wandmalerei von Michael Fischer-Art, die an einem Firmengebäude den Weg in Sachsens Mitte weist und die Foto-Ausstellung von Annett Stoy und Steffen Petrenz im Bistro. Zu Pfingsten öffnet der Porzellankünstler Olaf Stoy für Neugierige sein Atelier im Georado-Park.

  • Giganten aus Stahl, in der Jähnig GmbH, Dorfhain, Talstr. 11, geöffnet jeden Samstag und Sonntag im Mai von 10 bis 18 Uhr. 
  • Der Besuch lässt sich mit einer Wanderung im Weißeritztal kombinieren.
  • www.georado.de