Von Lars Radau
Hans-Christian Heier spart nicht mit Superlativen. „Es geht um das interessanteste Immobilienvermögen, das derzeit in Deutschland auf dem Markt ist“, sagt der Geschäftsführer der Impro-Immobilienverwertung. Die drei Pakete, die er aus 36 Immobilien der zur zusammengebrochenen Infinus-Gruppe gehörenden Prosavus AG geschnürt hat, seien „sehr interessant“ für institutionelle Anleger oder auch Family-Offices, die Vermögen superreicher Familien verwalten. Es gebe schon seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens der Prosavus AG Anfang April „etliche Anfragen“. Auch deshalb, ergänzt Heiers Kollegin Kathrin Westendorf, seien die 38 Millionen Euro, mit denen sein Unternehmen die Wohnungen und Häuser bewertet, ein „realistischer Marktwert“. Gleichwohl solle er im gestern gestarteten Bieterverfahren „eher die Untergrenze“ markieren, betont Westendorf.
Bis Mitte Mai könnten sich interessierte Bieter jetzt bewerben und müssten bis Mitte Juni ein „untersetztes Angebot“ für ein oder mehrere Pakete abgeben, sagt Heier. „Ende Juli oder Anfang August wollen wir dann zum Makler gehen.“ Dass er davon ausgeht, dass dann zum Schätzwert noch die eine oder andere Million hinzukommt, ist Heier anzumerken. Es dürfte auch der Auftrag sein, den ihm Prosavus-Insolvenzverwalter Frank-Rüdiger Scheffler erteilt hat. Der dürfte um jeden zusätzlichen Euro froh sein.
Denn nach gegenwärtigem Stand werde die Quote, die bei der Verwertung des Vermögens der Prosavus AG herauskommt, „verhältnismäßig niedrig“ ausfallen, warnte Scheffler gestern bei der Vorstellung des Bieterverfahrens vor. Genaueres lasse sich erst sagen, wenn das Ergebnis der Forderungsprüfung vorliege. Bei den Prosavus-Töchtern EcoConsort und ValueConsort gehen Scheffler und sein Kanzlei-Kollege Nils Freudenberg aktuell von einer Quote zwischen zehn und 15 Prozent aus.
Die unterschwellige Botschaft, die die beiden Insolvenzverwalter gestern offenbar transportieren wollten, heißt: Ein Großteil der rund 12.000 Prosavus-Gläubiger muss damit rechnen, deutlich weniger Geld zurückzubekommen als erhofft. Nicht von ungefähr weist Nils Freudenberg darauf hin, dass rund 30 Millionen Euro aus den erwarteten Immobilien-Erlösen genutzt werden sollen, den „nicht unerheblichen Bankfinanzierungsanteil“ abzulösen.
Zweiter Knackpunkt und laut Frank-Rüdiger Scheffler „schwierigste Aufgabe“ des Verfahrens ist es, den Gläubigern zu erklären, dass sie nicht alle die gleiche Chance haben, ihr Geld zurückzubekommen. So sind die Orderschuldverschreibungen, die die EcoConsort herausgegeben hat, nach dem Insolvenzrecht einfache Forderungen. Die Genussrechte der Prosavus dagegen sind ebenso wie die Nachrangdarlehen der ValueConsort nachrangige Forderungen mit deutlich weniger Chancen auf Rückzahlung selbst geringer Teilbeträge.
Sollte sich allerdings – wovon die Staatsanwaltschaft in der gesamten Infinus-Affäre ausgeht – herausstellen, dass es sich um ein betrügerisches Schneeballsystem handelte und sollten entsprechende Urteile ergehen, können Anleger gegebenenfalls auch Schadenersatzansprüche geltend machen. Die wären laut Insolvenzrecht dann wieder einfache Forderungen.
Auch weil diese Fragen derzeit noch ungeklärt sind, rechnen die Insolvenzverwalter allein für die Prosavus und ihre Töchter mit einer Verfahrensdauer von sechs bis acht Jahren. Und sie empfehlen Anlegern dringend, „Rechtsrat einzuholen“.