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Glaswerk schickt 30 Mitarbeiter in die Kurzarbeit

Freital

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Unterschiedlicher kann die Wirtschaftskrise kaum sein: Während auf einem Teil des Firmengeländes vom Freitaler Glaswerk Hochkonjunktur herrscht, stehen ein paar Meter weiter die Maschinen in den Hallen still.

Schon seit ein paar Wochen heißt es für die 30 Mitarbeiter in der Glasfaserproduktion Kurzarbeit. Als Grund nennt Geschäftsführer Stefan Jugel Absatzeinbrüche bei den Hauptabnehmern, der Automobil- und Bootindustrie. „Vergangenes Jahr haben wir noch in vier Schichten gearbeitet“, erklärt Jugel. Derzeit kann er schwer abschätzen, wann die Produktion wieder anläuft. „Wir sind relativ schnell einsatzfähig“, sagt er. Sobald Aufträge da seien, fahre die Produktion wochenweise wieder hoch. Der Ausbau der Sparte in Freital, die als verlängerte Werkbank für die P-D Glasseiden GmbH Oschatz produziert, ist mit der Flaute jedoch vorerst vom Tisch.

Die Behälterglasproduktion läuft hingegen besser den je. „Die Hausaufgaben wurden vor der Krise gemacht“, sagt Jugel. Die drei großen Konzerne in Deutschland hätten Überproduktionen abgebaut, die Kleinen wie Freital sich eine Nische gesucht. Nach Jahren der Profilierung kann Jugel auf ein erfolgreiches Jahr blicken. 2008 schrieb der Bereich schwarze Zahlen – bei zehn Millionen Euro Umsatz.

Ohne die Spezialisierung wäre das für das Glaswerk kaum möglich gewesen. Das Werk gehört zu den kleinsten Glashütten Deutschlands, kann dafür aber flexibel, kurzfristig und individueller produzieren. Aus der einstigen „Standardfusel“-Flasche sind vor allem spezifische Kundenlösungen und ein individuelles Sortiment geworden – das sogar Großabnehmer wie Lidl überzeugten. „Für so einen kleinen Standort ist die Produktentwicklung aufwändig“, sagt Jugel.

Trotz wenig Personal und großspuriger Ausstattung sei es aber gelungen, sich vor allem bei Wein- und Spirituosenflaschen einen Namen zu machen. Auch eine kleine Serie Flaschen für Bio-Bier läuft. Bei Konservengläschen, wo vor allem der regionale Markt brummt, hat das Glaswerk ebenso die passende Lösung parat. Die Nähe zum Kunden senkt am Ende Transportkosten und steigert den Erlös. „Wir setzen Formen- und Gestaltungswünsche um, entwickeln aber auch selbst Ideen“, sagt Jugel. Der Trend geht immer mehr zu individuellen Formen – neben dem Etikett ein wichtiges Marketinginstrument.

Für die Zukunft in Sachen Glas steht unterdessen immer noch eine Entscheidung aus. „So ein Glaswerk lebt nur zwischen den Wannenlaufzeiten“, sagt Jugel. Und die aktuelle Wanne hat mit rund zehn Jahren die Lebenszeit fast erreicht. Mitte des Jahres soll nun eine Entscheidung fallen, ob investiert wird. Erste Zeichnungen für den Ausbau existieren schon, ein Antrag für den Immissionschutz ist gestellt. Noch seien aber weder die Finanzierung noch die Gesellschaftsform geklärt, sagt Jugel.

Die Perspektiven auf dem Markt und die gute Mannschaft vor Ort – immerhin 70 Mitarbeiter – würden genauso wie die derzeit niedrigen Energiepreise eher dafür sprechen. Der kleine Standort und die weiten Transportwege eher nicht. „Wir sind uns der Verantwortung für die Mitarbeiter durchaus bewusst, und das Werk liegt uns am Herzen“, sagt Jugel. Zu verschenken habe man jedoch nichts, betont er.