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Gleiche Chancen für alle gibt es nicht mehr

Dynamo Dresden geht in die Quarantäne statt zu trainieren und zu spielen - Wettbewerbsverzerrung statt gleiche Chancen. Ein Kommentar von Daniel Klein.

Von Daniel Klein
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© [M] dpa/SZ

Bevor es wieder richtig losgehen konnte, geht bei Dynamo erst mal gar nichts mehr. Nach zwei weiteren Corona-Fällen hat das Dresdner Gesundheitsamt die gesamte Mannschaft für 14 Tage in häusliche Quarantäne geschickt. Die Fortsetzung der Saison beginnt damit für Dynamo nicht kommenden Sonntag, sondern frühestens in drei Wochen. Wenn überhaupt noch etwas beginnt.

Zweifler und Kritiker am Projekt gibt es, seit die Deutsche Fußball-Liga ihre Pläne vorgestellt hatte, die restlichen neun Spieltage unter Ausschluss der Zuschauer und unter scharfen Hygienevorschriften durchzuziehen. Nun aber werden die Vorwürfe konkret. Zwei Spiele lassen sich womöglich irgendwie nachholen, ausgefallenes Training aber nicht. Dieser Rückstand bleibt – und das ist nichts anderes als Wettbewerbsverzerrung. Eine Chancengleichheit gibt es jetzt nicht mehr.

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass Dynamo rechtliche Schritte prüfen wird, falls die Mannschaft im Drei-Tage-Rhythmus die Saison beenden muss und dann weiter auf einem Abstiegsplatz steht. Allein aufgrund juristischer Nachspiele wird die Liga nicht am 30. Juni ihr Finale erleben.

Es ist nicht der einzige fade Beigeschmack, der bleibt. Wenn Gesundheitsämter nicht nur über die Quarantänemaßnahmen entscheiden, sondern in der Konsequenz auch über Fortsetzung oder Abbruch der Saison und damit über Auf- und Abstiege, schwingt da ein schlimmer Verdacht mit: Ist der Beamte womöglich ein Fan, der mit seiner Anordnung den Abstieg des örtlichen Lieblingsklubs verhindern kann? Oder hat der Mannschaftsarzt vielleicht absichtlich eine positive Probe ins Labor geschickt?

Dass diese Gedankenspiele aufkommen, ist weder die Schuld der betroffenen Vereine noch der zuständigen Behörden. Gestellt werden die Fragen trotzdem, wenn – wie jetzt bei Dynamo – ein Verein, der auf einem Abstiegsplatz steht, geschlossen in Quarantäne muss. Dass es denkbar wäre, positive Corona-Tests als Mittel zum Zweck einzusetzen, zeigt, wie grotesk die Lage ist. Es wäre besser, wenn nicht nur bei Dynamo, sondern in beiden Bundesligen nichts mehr losgehen würde.

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