Der kleine Maximilian Lukas Frank wird sich später nicht daran erinnern, aber seine Eltern Anne und Maximilian sehr wohl. Ihr Neugeborenes wird an diesem Sonntag um 16 Uhr als erster Glaubitzer mit einem Läuten der kleinen Kirchturmglocke begrüßt.
Der neue Brauch wurde von der Kirchgemeindevertretung beschlossen. Und jetzt steht es allen jungen Eltern offen, ihn in Anspruch zu nehmen – übrigens ganz unabhängig von der Kirchenzugehörigkeit.
„Früher wurden die Glocken immer dann geläutet, wenn es etwas zu verkünden gab“, sagt Pfarrer Hans Zink. „Sogar wenn es irgendwo brannte. Warum also sollen wir nicht auch ein so freudiges Ereignis wie die Ankunft eines neuen Erdenbürgers verkünden?“
Der Bevölkerungsrückgang macht vor der 945 Mitglieder zählenden Glaubitzer Kirchgemeinde nicht halt. Die große Glocke, mit deren Klang sich die Christen von einem verstorbenen Gemeindemitglied verabschieden, läutet viel öfter als die kleine, mit der Taufen oder Trauungen verkündet werden. Gerade noch einmal pro Jahr wird in der Glaubitzer Kirche eine Ehe geschlossen. Die Dorfbewohner können ihre Kirchturmglocken zwar dreimal am Tag hören – morgens, mittags und abends – aber das ist der traditionelle Aufruf an die Gläubigen zum Gebet.
Für den Glaubitzer Glöckner Georg Heinig wird der kommende Sonntag auf jeden Fall ein denkwürdiger Tag. Nicht nur, dass er gemeinsam mit seiner Frau die Idee für das Begrüßungsläuten hatte; die Heinigs sind zudem die stolzen Großeltern von Lukas Maximilian. „Eine Geburt ist doch ein viel schönerer Anlass zum Läuten als ein Todesfall“, sagt der frisch gebackene Opa.
Am Glockenseil muss Georg Heinig allerdings nicht mehr ziehen; die Glocken der Glaubitzer Kirche werden längst elektrisch angeschlagen. Man braucht nur noch die Uhrzeit einzuprogrammieren, sodass der Großvater seinen am 18.August geborenen Enkel beim Läuten sogar auf dem Arm halten könnte. „Als ich ein Junge war, habe ich die Glocken noch mit der Hand zum Klingen gebracht“, erinnert er sich. Auch Tochter Anne freut sich auf den Sonntag. „Das ist schon etwas Besonderes“, sagt sie. „Ich kann mir vorstellen, dass wir ein gutes Gefühl haben werden.“
Wer sich das Begrüßungsläuten für sein Kind wünscht, kann sich kurz nach der Geburt beim Pfarramt Glaubitz melden. Dort wird dann ein Termin für einen der folgenden Nachmittage um 16 Uhr abgesprochen. Die Kirchgemeinde zeigt dann in ihrem Schaukasten neben der Kirche an, für welches Kind geläutet wurde. Voraussetzung für das Geläut ist lediglich der Wunsch der Eltern. M. Müller