Von Monika Dänhardt
Die Pfleger staunten nicht schlecht, als sie den erwarteten Nachwuchs im Mandrill-Gehege nach der Geburt nicht bei der Mutter Jamala vorfanden, sondern bei Gitte, der „Oma“. „Die Geburt Ende März fand nachts und ohne uns statt“, sagt Manuela Collmar. „Wir wissen nicht, ob Gitte ihrer Tochter bei der Geburt half und das Baby dann einfach behielt, oder ob sie es sich danach geschnappt hat.“ Fakt allerdings war, das Kleine musste wieder zur Mutter, denn nur sie kann es säugen. Nun ist Gitte kein einfacher Charakter. Lange herrschte sie gemeinsam mit dem unangefochtenen Pascha Benni über die Affenbande. Nach Bennis Tod hatte sie sogar allein die Chefposition. Dies bekam auch Napo, Bennis Nachfolger, schmerzlich zu spüren. Der kam als junger Spund von fünf Jahren im vergangenen Jahr zu den Dresdner Mandrills.
Sehr mutig ist Napo immer noch nicht. Aber bei den Affen steht die Rangordnung jetzt fest: Er hat das Sagen. Gitte hat dies inzwischen akzeptiert. Doch daran, keine Mutter zu sein, konnte sie sich wohl schwer gewöhnen. Die Tierärztin musste sie narkotisieren, damit Jamala wieder zu ihrem Kind – dem die Tierpfleger den Namen Obama gaben – kam. „Wir haben Gitte dann etwas getrennt gehalten, aber jetzt ist alles in Ordnung, und Jamala kümmert sich rührend um ihr erstes Kind.“
So kann der Besucher fröhliches Affenfamilienleben beobachten. Wenn er genau hinschaut, wird er entdecken, dass auch Ikela, ebenfalls Tochter von Gitte und Benni, schwanger ist. Die beiden anderen Kinder von Benni und Gitte, Lin und Kumani, sitzen im Primatenhaus sozusagen auf den gepackten Koffern. Sie sollten schon lange eine neue Heimat in einem russischen Zoo bezogen haben. Doch noch fehlt ein Papier, damit sie einreisen können. Und Heidi, die nach Gitte das älteste Mandrillweibchen im Gehege war, lebt heute in Schwaigern. „Sie hatte hier keinen guten Stand. Die anderen haben sie unterdrückt, sogar weggebissen.“