Von Steffen Schreiber
Wer die Görlitzer Obermühle betritt, sieht es sofort: Das Q-Siegel. Das kleine, weiße Schild soll zeigen, dass Kundenfreundlichkeit hier einen hohen Stellenwert hat. Dass es so bleibt, darum kümmert sich die Inhaberin Susanne Daubner, seitdem sie sich 2008 zum Service-Coach ausbilden ließ. Damit ist sie nun Teil des Projektes „Servicequalität Deutschland“. Ziel dieser Initiative: Durch Mitarbeiterschulungen und Zertifizierungen langfristig den Servicegedanken in Deutschland verbessern und die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen.
Aktuell gibt es in Görlitz drei offizielle Q-Unternehmen. Neben der Obermühle besitzt auch der Tierpark sowie die Europastadt GmbH das Siegel. Letztere sogar in der Stufe zwei. Nun will der Görlitzer Tourismusverein die Zahl auf mindestens 25 zertifizierte Betriebe steigern. Und damit Görlitz offiziell zur Qualitätsstadt machen. Katrin Bartsch, die Vorsitzende des Tourismusvereins, erklärt warum: „Wir müssen jetzt das Ziel Q-Stadt Görlitz angehen, wenn wir nicht den Zug verpassen wollen.“ So sieht Bartsch mit einer städtischen Zertifizierung noch größere Chancen beim Weltkulturerbe-Titel. Aber auch beim Thema Fördergelder könnte das Siegel zukünftig eine Rolle spielen. „In Brandenburg bekommen schon jetzt nur noch Q-Betriebe eine Förderung“, so Bartsch.
Die 2001 in Baden-Württemberg gestartete Initiative „ServiceQualität“ hat sich im Laufe der Jahre auf ganz Deutschland ausgeweitet. Aktuell gibt es fast 4 000 zugelassene Betriebe in unterschiedlichsten Branchen. 22 Städte haben sich bereits zur Q-Stadt qualifiziert, in Sachsen ist das nur Bad Schandau. Während die Stadt an der Elbe strukturell nicht mit Görlitz vergleichbar ist, stellt Quedlinburg in Sachsen-Anhalt ein gutes Vorbild dar. Seit 2011 hat die Stadt das auf drei Jahre begrenzte Q-Siegel. Die Chefin des örtlichen Fremdenverkehrsverbandes, Andrea Weyhe, zu den bisherigen Erfahrungen: „Für viele Städte ist das Siegel eher ein Marketing-Instrument. Doch uns ist wichtig, dass die Betriebe auch lernen, nach innen zu schauen, um damit langfristig ihren Service zu verbessern.“ 22 Betriebe konnte der Verband bisher gewinnen. Doch sieht Weyhe für 2014 die Neuzertifizierung in Gefahr. „Als Q-Stadt muss man sich immer weiter entwickeln und alle Mitglieder müssen sich daran beteiligen. Doch nach zwei Jahren ist hier die Luft etwas raus.“
Das sieht auch Susanne Daubner als ein Problem. „Das Erlangen des Siegels ist nur ein kleiner Schritt. Viel wichtiger ist, dass sich auch der Servicegedanke in den Betrieben ändert.“ So ist sie gespannt, ob die 25 Betriebe erreicht werden. Auch stellt sie sich die Frage, wie langfristig der Erfolg sein wird. „Ich denke, da wird sich noch die Spreu vom Weizen trennen.“ Das bestätigt auch die Quedlinburgerin Weihe. „Damit alle Betriebe mitziehen, bedarf es eines stetigen Anschubes, am besten in Form eines festen Projektmanagers.“
Erst müsste Görlitz natürlich die 25-Betriebe-Hürde nehmen. Um das Q-Siegel zu erhalten, muss ein Unternehmen mindestens einen Mitarbeiter zum Qualitäts-Coach ausbilden lassen. Dazu kommt die kostenpflichtige Zulassung. Beides summiert sich auf 500 bis 600 Euro. Hier gibt der Tourismusverein einen finanziellen Anreiz, wie Bartsch erklärt. „Wir übernehmen für unsere Mitglieder 200 Euro. Doch natürlich sind auch alle anderen herzlich eingeladen, Qualitäts-Coach zu werden.“
Der Qualitäts-Coach-Kurs
Wann: 18. März, 9 bis 18 Uhr, und 19. März, 8.30 bis 14 Uhr; Wo: Bräustübl der Landskronbrauerei
Anmeldungen unter: [email protected]