Doppelschicht für Gleisbauchef

Seit reichlich vier Jahren ist Michael Freiwerth (38) gemeinsam mit seinem Vater Rudolf Freiwerth Geschäftsführer der Görlitzer Gleis- und Tiefbau GmbH. Wie der Junior jetzt die Firma mit 54 Mitarbeitern durch die Corona-Krise führt, erzählt er hier:
"Wegen der Corona-Pandemie ergaben sich für unser Unternehmen bisher nur bedingt Einschränkungen bei der Ausführung von Bauleistungen. Regelmäßiges Händewaschen und die Verwendung von Desinfektionsmitteln sind für unsere Leute auf den Baustellen nicht neu. Wir haben trotzdem nochmals alle Mitarbeiter auf den Baustellen und in der Verwaltung belehrt.
Auftraggeber und Lieferanten ziehen mit
Ich bin ganz froh, dass es seitens der Auftraggeber und Lieferanten keine Einschränkungen für die Firma gibt. Allerdings stecken einige unserer jüngeren Mitarbeiter in der Klemme, weil Kitas und Schulen geschlossen sind und es schwierig ist, die Kinderbetreuung zu sichern. Doch nach vielen persönlichen Gesprächen haben wir es hinbekommen. Im Büro arbeiten die Frauen zeitversetzt. Ich selbst bin schon vor 6 Uhr in der Firma, damit meine Frau ab dem frühen Nachmittag arbeiten kann. Am Vormittag betreut sie unsere beiden Kinder, am Nachmittag ich.
Etwas Glück war aber auch dabei, denn viele Frauen unserer Bauarbeiter sind in Firmen tätig, die gerade pausiert haben. Doch jetzt, wo viele Geschäfte und Einrichtungen wieder arbeiten und Produktionen hochgefahren werden, aber Kitas und Schulen noch zu sind, haben etliche Kollegen ein Problem mit der Kinderbetreuung. Wenn sie nicht mehr kommen könnten, müssten ein oder zwei Baustellen ruhen. Das könnte zu einem leichten Umsatzrückgang führen. Hier wäre es sinnvoll, wenn die Politik schnell bessere Lösungen findet.
Mitarbeiter mit viel Einsatz
Bei allen Schwierigkeiten bin ich den Mitarbeitern sehr dankbar, dass sie so mitziehen. Niemand ist bei uns in Kurzarbeit, im Gegenteil, wir sind immer auf der Suche nach gutem Personal. Deswegen bilden wir auch selbst aus, jedes Jahr drei Lehrlinge. Und wir investieren. Im 30. Jahr des Bestehens der Firma sind einige Ersatzinvestitionen nötig. Ein neuer Radlader ist in dieser Woche bei uns eingetroffen. Die Maschine im Wert von knapp 50.000 Euro ist der Ersatz für einen Radlader, der uns 2018 gestohlen wurde. Einen Minibagger und einen größeren Kettenbagger zum Beispiel schaffen wir noch dieses Jahr an. Einen neuen Gabelstapler und ein Werkstattauto haben wir schon.
In den nächsten Monaten stehen wir vor den gleichen Herausforderungen wie sonst auch. Für mich kommt es darauf an, ausreichend Aufträge zu erhalten und dadurch Umsatz zu erzielen, die Zahlungsfähigkeit der Firma zu sichern und in Personal zu investieren."