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„Görlitz ist zurzeit keine Alternative“

Tagesgesprächmit Friedrich Tschirner

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Herr Tschirner, am Sonntag haben sich die Ostritzer mehrheitlich gegen eine Eingemeindung nach Zittau entschieden. Wie geht es jetzt weiter mit Ostritz?

Ich denke, der Erhalt der Selbstständigkeit stand bei der Entscheidung der Leute an erster Stelle. Die Eigenständigkeit versuchen wir nun zu erhalten und müssen sehen, wie lange wir zurecht kommen.

Der Görlitzer Oberbürgermeister hat am Sonntagabend postwendend das Angebot gemacht, dass Ostritz jetzt mit Görlitz verhandeln könnte. Was halten Sie von der Offerte?

Görlitz ist zurzeit keine Alternative. Natürlich sollte man niemals nie sagen. Aber die Einmischung des Oberbürgermeisters, indem er an alle Haushalte einen Brief verschickt hat und sie darin aufforderte, mit Nein zu stimmen, war nicht im Sinne der Demokratie. Schließlich haben sich die Ostritzer Stadträte in einem eindeutigen Votum für Zittau entschieden.

Glauben Sie, dass der Brief aus Görlitz Einfluss auf das Wählerverhalten hatte?

Das kann ich nicht sagen. Ich denke, dass bei vielen der Beschluss schon lange feststand.

Theoretisch gäbe es noch einen weiteren möglichen Partner: Bernstadt. Wie sehen Sie dies?

Bernstadt hat sich auf jeden Fall im Vorfeld des Bürgerentscheides fair und neutral verhalten. Sie respektieren unseren Beschluss, wie wir den ihren, dass sie derzeit keine Verhandlungen wollen.

Nun wird aber vermutet, dass Ostritz bei einer vom Land verordneten Eingemeindung zu Bernstadt kommt.

Das sind Spekulationen, an denen ich mich nicht beteiligen will. Ich weiß nicht, welche Gedanken es dafür im Ministerium gibt.

Bereuen Sie den Bürgerentscheid?

Nein, die Bürger abstimmen zu lassen, war richtig. Was mir aber nicht gefallen hat, war die Einmischung aus Görlitz. Und dass die Kritiker anonym geblieben sind und keine Alternativen aufgezeigt haben.

Glauben Sie, dass das Ergebnis anders ausgefallen wäre, wenn Sie den Bürger einen ausgehandelten Vertrag mit Zittau präsentiert hätten?

Es wäre sicher nicht anders gekommen. Vorher abstimmen zu lassen, war meiner Meinung nach richtig.

Haben Sie das Potenzial der Gegner unterschätzt?

Ich denke, dass wir genügend argumentiert haben. Wir sind an jeden Haushalt herangetreten. Sicher hätte man aus taktischen Gründen einiges anders machen können. Aber man kann uns keinen Vorwurf machen, nicht genug für eine Eingemeindung geworben zu haben.

Sie haben vor dem Bürgerentscheid erklärt, dass die Stadt bei einer weiteren Eigenständigkeit an den freiwilligen Aufgaben sparen muss. Bedeutet dies, dass es kein Mewa-Bad und keine zweite Turnhalle mehr geben wird?

Das ist mit Sicherheit das erste, worüber wir nachdenken müssen.

Gespräch: Jan Lange