Von P.Chemnitz &S.Beutler
Görlitz will nicht länger mit den anderen Städten der Oberlausitz an einem gemeinsamen touristischen Werbe-strang ziehen. Während Bautzen, Kamenz, Löbau und Zittau und die Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO) ihre Zahlungen in den gemeinsamen Finanzpool für 2008 zugesagt haben, hat die Neißestadt definitiv erklärt, die rund 2500 Euro nicht mehr überweisen zu wollen.
„Wir sind kein Nickesel, der zahlt, weil schon immer gezahlt wurde“, sagt Lutz Thielemann, neuer Geschäftsführer der Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH für Wirtschaftsentwicklung, Stadtmarketing und Tourismus. So lange ihm MGO-Chef Holm Große keine konkreten Zahlen vorlegen könne, dass diese Investitionen sich tatsächlich positiv auf den Tourismus in Görlitz auswirken, werde es kein Geld mehr geben.
Die Görlitzer Ankündigung ist bei den anderen Mitgliedsstädten auf Unverständnis gestoßen. Löbaus Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) fände den Schritt nicht gut. Elke Otto von der Zittauer Tourist-Info, die in der Arbeitsgruppe Zittau vertritt, kann das ebenso „nicht nachvollziehen“.
Die Arbeitsgruppe Oberlausitzer Sechsstädtebund war vor 16 Jahren durch die Oberbürgermeister ins Leben gerufen worden, um gemeinsam in Sport, Kultur und Tourismus aktiv zu werden. Zu den Aufgaben zählt unter anderem die Vorbereitung von Messeauftritten, eine gemeinsame Internetpräsentation und die Erstellung von Imagebroschüren.
„Das brauchen wir nicht mehr“, sagt Thielemann. Schon jetzt würden Tonnen von Papier über die Besucher von Tourismusmessen ausgeschüttet. Er bezweifle auch, dass das Thema Sechsstädtebund „touristisch noch so spannend ist“.
Eine Einschätzung, die Elke Otto nicht teilen kann. „Es ist immer besser, sich gemeinsam zu verkaufen“, sagt die erfahrene Touristikerin. Tatsächlich gäbe es Reiseveranstalter, die mit dem Thema Sechsstädtebund Touristen in die Region bringen. „Gerade der Städtetourismus profitiert davon“, sagt sie.
Dem stimmt der Vorsitzende des Görlitzer Tourismusvereins zu. Es wäre sehr schade, wenn eine so sinnvolle und im Markt eingeführte touristische Marke wie der Sechsstädtebund nicht mehr weiter gepflegt wird, sagt Axel Hahn. Ohne Görlitz gebe es aber keine Arbeitsgruppe Sechsstädtebund mehr. „Zu fünft geht das nicht.“ Görlitz wäre der Dominostein, der auch die anderen zu Fall bringt. Das sieht auch Elke Otto so, die die Arbeitsgemeinschaft gar als „einen der tragenden Pfeile der MGO“ sieht.
Dieses Unverständnis über die Görlitzer Haltung haben die Vertreter der Oberlausitzer Städte auch auf der jüngsten Tagung der Arbeitsgruppe Ende September in Luban zum Ausdruck gebracht – allerdings waren die Görlitzer der Sitzung ferngeblieben.
Auch MGO-Chef Holm Große kritisiert Görlitz. Die Stadt habe aus eigener Kraft lange Zeit keine touristische Werbung betrieben, sagt er. Hätten nicht die anderen Oberlausitzer Städte damals für die Neißestadt mit eingestanden, dann wäre diese von der Fremdenverkehrs-Landkarte völlig verschwunden. Es sei sehr bedauerlich, dass Thielemann als neuer Görlitzer Marketingchef alles in Frage stelle und gleichzeitig seit zwei Wochen auf eine eigene, 100000 Euro teure Imageaktion für Görlitz setze.
Der Görlitzer Tourismuschef Hahn findet es merkwürdig, dass Thielemann „quasi als Antrittsgeschenk“ den anderen Oberlausitzer Städten „gleich den Fehdehandschuh zuwirft“.Auf ein Wort