Von David Berndt
Seit knapp zwei Jahren wird die Grundschule Zodel durch die Stadt Görlitz betrieben. Doch das könnte sich bald ändern, wie Bürgermeister Michael Wieler auf SZ-Anfrage bestätigte. „Eine Eingemeindung der Neißeaue wird es nach jetzigem Stand nicht geben. Damit ist die Geschäftsgrundlage weggebrochen“, sagt er. Die Stadt betrachtete die Schulkooperation als Vorleistung für eine Eingemeindung zum 1. Januar 2013. Doch das Sächsische Innenministerium legte sein Veto ein. Auch der Verwaltungsverband Weißer Schöps/Neiße war bislang nie dafür, die Gemeinde der Stadt zu überlassen. Eher werde sich der Verwaltungsverband zu einer großen Gemeinde zusammenschließen.
In Görlitz werde nun ernsthaft überlegt, den Vertrag mit der Neißeaue zum 1. August 2013 zu kündigen. Er würde dann ein Jahr später auslaufen. Das habe Wieler auch dem Bürgermeister der Neißeaue vor etwa 14 Tagen mitgeteilt. In die Einwohnerversammlung vergangene Woche hat Ewald Ernst das Thema aber nicht eingebracht. Erst durch die Frage der Ortsvorsitzenden aus Kaltwasser, Andrea Wiedmer, kam der Schulstandort Zodel ins Gespräch. Sie warf Ernst vor, das Thema nicht rechtzeitig angepackt und bislang keine Gespräche mit der Stadt geführt zu haben. Dem widersprach der Bürgermeister. Er sei außerdem davon überzeugt, dass die Schule auch bei einer Kündigung weiterbestehen kann, da Zodel nach wie vor unter Beobachtung stehe. Das heißt, es gibt ein öffentliches Interesse für diesen Standort.
Doch angesichts der demografischen Entwicklung stellt sich die Frage: Wie lange noch? Ernst selbst hatte noch 2011 vorgerechnet, dass die Schülerzahlen der Neißeaue allein ab 2013 nicht reichen werden, um erste Klassen zu bilden. Das bestätigte auch die Schulleiterin Margret Bohlmann. „In diesem Schuljahr hätten wir die vier zusätzlichen Kinder für die erste Klasse aus Görlitz nicht gebraucht. Doch nächstes Jahr sieht das schon wieder ganz anders aus“, sagt sie. Zur Zeit besuchen sechs Kinder aus Ober-Neundorf und Ludwigsdorf die Grundschule Zodel. Deshalb sieht auch Michael Wieler Handlungsbedarf. „Ich bin schon sehr verwundert, dass die Neißeaue in dieser Frage bislang nicht auf uns zugekommen ist. Wir werden aber auch keine Entscheidungen treffen, ohne miteinander gesprochen zu haben“, sagt er. Wenn sich Ewald Ernst also nicht bei ihm melde, dann werde er eben Kontakt zur Gemeinde aufnehmen. Günstige Prognosen könne er aber nicht abgeben. „Wenn die Neißeaue nicht genügend Anmeldungen vorlegen kann und Sachsen an seiner derzeitigen Schulpolitik festhält, wird der Standort Zodel schließen müssen. Die einzige Möglichkeit besteht dann vielleicht in der Gründung einer privaten Schule“, sagt Wieler.