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Görlitz zeltet bei den Zipfeln

Präsentation. Besucher in Kiel zeigen Interesse an der Neißestadt.

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Von Ines Eifler

Matthias Schneider stöhnt: „Diese Menschenmassen! Hier wird man förmlich überrannt.“ Der Görlitzer Marketing-Fachmann hat aber genau das eigentlich gewünscht – inmitten von hunderttausenden Leuten zu stehen, die sich zum Tag der Deutschen Einheit nach Kiel aufgemacht haben. Das Nebelhorn eines Dampfschiffes übertönt zeitweise Trubel und Festmusik, das Wasser blitzt vom Hafen herauf, und überall zwischen Meer und Bahnhof gibt es viel zu sehen und zu hören. Seit Festbeginn am Montag sind mehr und mehr auch die Görlitzer im Getümmel angekommen.

Der Kulturzug hat am Vorabend des Tages der Einheit einige Görlitzer Künstler, Sportler, Geschäftsleute und verdiente Bürger herangebracht, damit sie am Leuchten der Kieler Nacht teilhaben können.

Nur ganz knapp hatten sie die Ankunft von Peter Ritz verpasst, dem sogenannten Zipfelreiter, der auf seinem hohen Ross namens „Lord“ auf dem Bahnhofsplatz einritt, nachdem er ein paar Tage zuvor in Oberstdorf losgezogen war. Nach einem Abstecher nach Sylt heißt es für ihn wieder „auf nach Görlitz“. Aufsehen erregte der Reiter bei den Kieler Festbesuchern, als er da im Dunkeln zwischen unzähligen Taxis auftauchte und wie aus einer unwirklichen Welt herab die Menschen grüßte.

Gerade, am frühen Nachmittag des 3. Oktober aber bahnt sich die große Musikparade mit Spielmannszügen, Kapellen, Orchestern und Bands aus allen deutschen Landen ihren Weg durch die Menge, und auch da machen einige Görlitzer mit. Die Landskron-Herolde in ihren blau-gelben Kostümen lärmen kräftig auf Trommeln, mit Fanfaren und Trompeten, und auch die Görlitzer Marathonläufer sind mit dabei, als die Parade vorbei an den 16 Zelten der Bundesländer zieht. Das Zelt Nummer 17 aber ist das der Zipfel. Hier treffen sich Leute aus den vier äußersten deutschen Orten, aus List, Selfkant, Oberstdorf und natürlich Görlitz. Die vier Zipfelstädte präsentieren sich hier mit Unternehmen und Spezialitäten ihrer Region. Matthias Schneider lobt die Fischpfanne aus dem Norden und den Schweinebraten aus Bayern, aber die schlesische Kartoffelsuppe am Görlitzer Stand hat er auch gern.

Schließlich trifft das Taxi mit den beiden Altstadtfestaktionären ein, die eine Deutschlandumrundung mit Besuch aller Zipfelstädte gewonnen hatten. Das Ehepaar Wilhelm kommt gerade rechtzeitig, um das offizielle Treffen der Zipfelbürgermeister mitzuerleben.