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Görlitzer Geologen sagen Vulkanausbrüche besser voraus

Am Senckenberg-Museum werden Gesteinsproben aus der Oberlausitz erforscht. Die Schwermineralien darin verraten den Forschern, warum Magma emporsteigt.

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Von Klemens Deider

Mit einer Pinzette schiebt Floyd Posselt sandkorngroße Steinstücke über das beleuchtete Glasschälchen. Beim Blick durchs Mikroskop erkennt der Praktikant anhand der Färbung, ob es sich um Schwermineralien oder schwarzes Basaltgestein handelt. „Die schwarzen Stücke sind uninteressant. Auf die bunten kommt es an“, sagt der Neuntklässler.

Am Geologieinstitut des Senckenbergmuseums untersuchen Forscher Basaltgestein auf Schwermineralien. Dazu gehört zum Beispiel Zirkon. Es ist schwerer als Gestein wie Granit oder Basalt und kommt äußerst selten auf der Erdoberfläche vor. Vergangene Woche bekam der Institutsleiter Olaf Tietz 20000Euro als finanzielle Unterstützung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt. „Damit können wir die Untersuchungen finanzieren, die nicht bei uns im Haus stattfinden“, sagt er.

Mit vier Mitarbeitern und aktuell drei Praktikanten wertet Olaf Tietz seit mehreren Jahren Gesteinsproben aus der Oberlausitz aus. Vor allem im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien finden sie Basaltgestein, das Einschlüsse von Schwermineralien enthält. Nur wenige Gramm davon finden sich in einer Tonne Gestein. Dieses stammt aus bis zu 100 Kilometern Tiefe und wurde vor 25 Millionen Jahren durch Vulkanausbrüche an die Oberfläche gebracht.

„Im Erdmantel finden ständig Recyclingprozesse statt. Im Magma binden sich Stoffe und lösen sich wieder. Wir untersuchen, in welchen Verbindungen sie hier oben auftreten“, sagt der Geologe Tietz. Ihre Arbeit hilft zu verstehen, warum die Magma irgendwann aufsteigt und als Lava aus Vulkanen sprudelt. Dadurch können Warnsignale von aktiven Vulkanen besser gedeutet werden und Gebiete rechtzeitig geräumt werden, wenn ein Ausbruch droht, sagt sein Mitarbeiter Jörg Büchner.

Dafür brechen Olaf Tietz und seine Mitarbeiter die Gesteinsproben mit Zangen auf oder gießen eine Laugenlösung darüber. „Das Salz dringt in den Stein ein und kristallisiert beim Trocknen. Der Druck sprengt die Steine auseinander“, erklärt Jörg Büchner. Von den Bruchstücken werden unterm Mikroskop die Schwermineralien vom Basalt getrennt. Nach weiteren optischen Tests kommen die Proben nach Dresden. Dort bestimmen Forscher im Massenspektrometer das Alter der Stücke. „Vor zwanzig Jahren dauerte das zwei Jahre. Heute ist das in zehn Minuten erledigt“, sagt Olaf Tietz. Da die Technik voranschreitet, finden sich immer mehr Erkenntnisse aus dem Gestein. Noch viele Jahre können Olaf Tietz und sein Team daran forschen.