Görlitzer Linke hat jüngste Vorsitzende

Die Linkspartei schafft ihre Kollektivspitze in Görlitz wieder ab, die SPD führt eine Doppelspitze an der Neiße ein. Das ist eines der Ergebnisse der Mitgliederversammlungen beider Parteien am Wochenende. Und: beide Parteien haben sich an ihrer Spitze verjüngt.
Mit der 28-jährigen Ergotherapeutin Stefanie Wendt geht dabei die Linkspartei besonders konsequent vor. Nachdem OB-Kandidatin Jana Lübeck erst jüngst den Vorsitz der Stadtratsfraktion von Thorsten Ahrens übernahm, vollzieht die Linke mit der Wahl von Frau Wendt auch an der Parteispitze einen Generationswechsel. "Wir wollen aber nicht auf die Erfahrungswerte der älteren Mitglieder verzichten", sagt Stefanie Wendt, die nach einigen Berufsjahren in ihrem erlernten Beruf seit November Mitarbeiterin im Landtagsbüro von Mirko Schultze ist. Zur Stadtratswahl hatte sich auch Frau Wendt um einen Platz beworben, aber nicht genügend Stimmen erhalten.
Die gebürtige Görlitzerin und Mutter einer Tochter, ist seit Anfang 2018 Mitglied bei den Linken. Sie arbeitete bereits im Sprecherrat der Partei mit, der vor zwei Jahren an der Stelle eines Vorsitzenden eingerichtet worden war. "Es lief sehr gut", sagt Frau Wendt, "aber nicht für jedes Mitglied war klar, wer jetzt wofür Ansprechpartner ist." Das soll nun für die 122 Mitglieder in Görlitz wieder eindeutiger sein.
SPD: Viele wollen die Partei im ländlichen Raum retten
Die SPD hingegen wollte das Ehrenamt eines Vorsitzenden auf zwei Schultern verteilen. Seit Sonnabend haben die 42-jährige Katrin Treffkorn und der 48-jährige Silvio Minner die Ämter inne, nachdem der Ortsverband einige Monate nach dem Rücktritt von Gerlind Kreutziger übergangsweise von Fabian Lindner geführt worden war. "Wir haben die Doppelspitze schon diskutiert, bevor sie auf Bundesebene eine Rolle spielte", erklärt Frau Treffkorn. Sie arbeitet an einem sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut der Hochschule, ist studierte Kulturmanagerin. Das Studium hatte sie nach Görlitz gebracht, geboren wurde sie in einem Dorf im brandenburgischen Speckgürtel von Berlin. Silvio Minner arbeitet im Jobcenter des Landkreises Görlitz. Während Frau Treffkorn erst während der parteiinternen Abstimmung über den Koalitionsvertrag vor drei Jahren den Weg zu den Sozialdemokraten fand, gehört Minner bereits seit Jahren der SPD an. Beide hatten sich bei den Kommunalwahlen vergeblich um einen Sitz im Görlitzer Stadtrat beworben.
Als Schwerpunkte will die SPD die Bürgerbeteiligung vor städtischen Entscheidungen erhöhen, sei es bei einem neuen Mobilitätskonzept, bei der Fortschreibung des Kulturentwicklungsplanes oder bei der Grünflächensatzung. Allerdings ist das Gewicht der SPD - wie auch das der Linkspartei - in der Görlitzer Kommunalpolitik seit der Stadtratswahl gesunken. Sie verlor eins von zwei Mandaten. Zudem musste die SPD bei der Landtagswahl herbe Einbußen hinnehmen. "Trotzdem haben wir einen Mitgliederzuwachs und jetzt 60 Mitglieder", sagt Frau Treffkorn. Görlitz ist der größte SPD-Ortsverband in Ostsachsen. "Für viele junge engagierte Mitglieder ist diese Situation gerade Motivation, damit die Sozialdemokratie im ländlichen Raum nicht verschwindet." Bekanntester Name im Vorstand: Bestseller-Autor Lukas Rietzschel, der schon vor zwei Jahren in den Vorstand aufrückte und jetzt wieder gewählt wurde.