Wie sich die Ereignisse doch gleichen: Wie vor sechs Jahren hat der Görlitzer Oberbürgermeister die meisten Stimmen bei der Kreistagswahl erhalten. 2008 hieß er noch Joachim Paulick und kam auf 7548....
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Von Sebastian Beutler
Wie sich die Ereignisse doch gleichen: Wie vor sechs Jahren hat der Görlitzer Oberbürgermeister die meisten Stimmen bei der Kreistagswahl erhalten. 2008 hieß er noch Joachim Paulick und kam auf 7 548. Dieses Mal holte Siegfried Deinege noch ein paar mehr mit 9 190. Doch damit werden sich die Parallelen auch erschöpfen. Denn während Paulick anschließend mit der CDU brach, als er nicht Fraktionsvorsitzender im Kreistag wurde, dürfte Deinege diesen Machtanspruch nicht haben. Die Görlitzer Personalie ist aber nur eine von verschiedenen hochbrisanten nach der Kreistagswahl. Die Ergebnisse im Detail:
CDU: Spitzenleute ziehendie meisten Stimmen
Bekannte Namen haben der Union den Sieg bei der Kreistagswahl beschert. Sieben der zehn Kandidaten, die die meisten Stimmen auf sich vereinten, standen auf der CDU-Liste. Groß ist wieder die Zahl der Bürgermeister in der Fraktion: Elf von 36 sind es. Hinzu kommen Prominente. So wurde Pfarrer Helmut-Andreas Spengler aus Waldhufen wieder gewählt, die Görlitzer Klinikum-Chefin Ulrike Holtzsch schaffte gleich beim ersten Mal den Sprung in den Kreistag, der Görlitzer Stadtwerke-Vorstand Peter Starre ebenso. Im Süden haben die Wähler den Zittauer Tierparkchef Bernd Großer in den Kreistag gewählt. Keine Mandate erhielten die Landskron-Geschäftsführerin Katrin Bartsch und der Präsident des Kreissportbundes, Karl-Heinz Bruntsch. Zittaus Ex-Bürgermeister Gerd Arnold ist nicht mehr Kreisrat.
Die CDU-Kreisräte (in Klammern Stimmen):
Andreas Bänder 2 290
Dietmar Lissina 1 695
Bernhard Waldau 1 211
Lothar Bienst 3 414
Wolfgang Rückert 2 888
Tilmann Havenstein 1 507
Peter Hopperdietzel 1 074
René Schöne 3 339
Andreas Böer 3 007
Helmut-Andreas Spengler 1 547
Dirk Beck 1 423
Michael Kretschmer 5 689
Ulrike Holtzsch 1 291
Michael Hannich 654
Siegfried Deinege 9 190
Peter Starre 1 246
Andreas Zimmermann 1 046
Christian Berndt775
Dietmar Buchholz 4 191
Roland Höhne 3 775
Martin Noack 867
Michael Görke5 936
Günter Paulik 3 107
Sieglinde Rüdiger 3 013
Gotthilf Matzat 1 067
Christoph Aßmann 942
Adelheid Engel2 606
Günter Vallentin 2 492
Rainer Fischer 2 011
Klaus Fritsche 1 763
Tina Hentschel 3 945
Herbert Runge 2 437
Jürgen Walther 2 238
Daniel Seibt 1 112
Michael Hiltscher2 890
Bernd Großer 1 402
Linkspartei: Im Süden verlieren die Sozialisten an Rückhalt
Vor sechs Jahren hatte die Linkspartei noch acht Sitze im ehemaligen Kreisgebiet Löbau-Zittau gewonnen, dieses Mal sind es noch nur sechs. Prominenter Verlierer ist der Chef des Arbeitslosenverbandes Joachim Herrmann, dem der Sprung in den Kreistag nicht wieder glückte. Die Spitzenleute der Fraktion gehören auch dem neuen Kreistag an.
Die Kreisräte der Linkspartei:
Heidemarie Knoop3 083
Gudrun Stein1 135
Sabine Kunze3 162
Heike Krahl1 266
Kathrin Kagelmann3 465
Mirko Schultze2 656
Annett Posselt965
Eva-Maria Reitz2 032
Heiderose Gläß1 915
Petra Ebert 2 462
Jenny Mittrach 1 289
Rainer Harbath1 810
Hans-Wilhelm Kröger1 688
Jens Thöricht 2 018
Freie Wähler: Verluste im Südkreis,
Gewinne im Norden
Wie kaum eine andere Wählervereinigung haben die Freien Wähler in den verschiedenen Gebieten des Landkreises unterschiedlich abgeschnitten. Im Süden verlieren die Freien Wähler vier von zehn Sitzen, im Norden gewinnen sie zwei hinzu. Roland Maiwald, Chef der Freien Wähler im Landkreis, ist trotz der leichten Verluste mit dem Ergebnis zufrieden. „Wir haben uns zwar ein bisschen mehr erwartet, aber das Spektrum der Bewerber wird ja immer größer.“ Die Freien Wähler streben wieder eine Fraktionsgemeinschaft mit den Bürgern für Görlitz sowie der Wählergemeinschaft für Kinder, Jugend und Familie an. Acht der 12 Sitze der Freien Wähler im Kreistag nehmen Bürgermeister ein. Der bisherige Fraktionschef, der Oppacher Bürgermeister Stefan Hornig, schnitt nur unterdurchschnittlich ab. Wie er verlor auch der Zittauer Oberbürgermeister Arnd Voigt Stimmen im Vergleich zur Wahl 2008. „Tragische“ Figur ist Bernstadts Bürgermeister Gunter Lange. Obwohl er mit 1 727 Stimmen das viertbeste Ergebnis eines Kandidaten bei den Freien Wählern einfuhr, reichte es nicht für einen Sitz – der starke Mittelherwigsdorfer Bürgermeister Markus Hallmann war noch ein bisschen besser im Wahlkreis 8.
Nichts Neues bei den Sozialdemokraten. Sie gewinnen erneut sieben Sitze wie vor sechs Jahren, genauso verteilt auch über das Gebiet des Landkreises. Ihre Hochburgen liegen im Norden. Auch Seifhennersdorfs Bürgermeisterin Karin Berndt schafft wieder den Sprung in den Kreistag. Genauso wie ihre Amtskollegen Heike Böhm (Rotenburg) und Frank Peuker (Großschönau).
Die Kreisräte der SPD:
Ronald Krause1 119
Helmut Krautz516
Heike Böhm 1 307
Bernhard Wachtarz 1 475
Renate Schwarze2 011
Frank Peuker3 019
Karin Berndt1 199
AfD: Der Neuling ist in Görlitz und im Südkreis besonders stark
Die Alternative für Deutschland ist die viertstärkste Kraft im Kreistag – gleichauf mit der SPD. Zu danken hat sie das den Wählern in der Mitte und im Süden. Weil die AfD für ihre vielen Wähler vergleichsweise wenig Kandidaten hatte, bündeln sich die Stimmen in besonderer Weise auf die Bewerber. Aber auch so sind die Stimmenzahlen beeindruckend, am besten schneidet die Ärztin Karla Lehmann ab, auch AfD-Kreisvorsitzender Frank Großmann fährt ein Top-Ergebnis ein, ebenso der Polizist Sebastian Wippel und die Busunternehmerin Silke Grimm. Jörg Domsgen, in Zittau einer der Verantwortlichen, warum die Stadtratswahl dort verschoben werden musste, erhält nicht genügend Stimmen für einen Sitz im Kreistag.
Bündnisgrüne: Gruppenchef schafft nicht wieder Sprung in den Kreistag
Die Wähler in Görlitz haben Gruppenchef Frank von Woedtke aus dem Kreistag geworfen. 722 Stimmen waren zu wenig. Kamen bislang zwei von drei Kreisräten aus Görlitz, so hat sich dieses Bild gewandelt, drei von vier kommen jetzt aus dem Südkreis, nur noch einer aus Görlitz, dafür hat Joachim Schulze aber die meisten Stimmen.
Die Kreisräte der Bündnisgrünen:
Joachim Schulze1 310
Franziska Schubert1 172
Thomas Pilz872
Katharina Cieslak836
FDP: Die Liberalenbüßen im Südkreis ein
Fünf Kreisräte stellte die FDP bislang im Süden, jetzt sind es noch nur drei. So schaffte es niemand in Zittau, auch Kreisrat Horst Bäsler oder der frühere Kanzler der Hochschule, Peter Reinhold, oder der frühere Amtsarzt des Kreises Löbau-Zittau, Gottfried Soukup, nicht. Görlitz schickt wie vor sechs Jahren kein FDP-Mitglied in den Kreistag. Bleibt es dabei, dass sechs Kreisräte für eine Fraktion nötig sind, dann verliert die FDP ihren Fraktionsstatus. Auch bei der FDP zogen die Bürgermeister Bernd Kalkbrenner (Schöpstal) und Andreas Förster (Olbersdorf) am meisten.
Die Kreisräte der FDP:
Bernd Kalkbrenner1 454
Dietrich Schulte922
Uwe Jährig952
Andreas Förster2 054
NPD: Gruppenchef Storr fliegtaus dem Kreistag heraus
Die Rechtsextremen verlieren einen ihrer fünf Sitze – ausgerechnet den von Gruppenchef Andreas Storr. Bei der gleichzeitig ausgetragenen Stadtratswahl in Görlitz erhielt er noch über 2 000 Stimmen und gehörte zu den zehn Bewerbern mit dem höchsten Stimmenanteil. Bei der Kreistagswahl aber machen die Wähler nur 961-mal ihr Kreuz bei Storr – zu wenig für ihn. Vermutlich wird Per Lennart Aae nun der starke Mann der NPD im Kreistag. Die im Süden sehr aktiven Torsten und Antje Hiekisch verpassten den Einzug in den Kreistag. Drei der vier Kreisräte der NPD kommen aus dem früheren NOL-Gebiet.
Die Kreisräte der NPD:
Michael Ackermann1 068
Frank Mühle1 042
Per Lennart Aae859
Helmut Woywod1 125
KJIK: Die Wählergemeinschaft ist wieder bei ihren Ursprüngen
Die Wählergemeinschaft für Kinder, Jugend und Familie ist ein Kind des NOL-Gebietes. Hier holte sie auch dieses Mal wieder zwei Sitze. Im Rest des Landkreises hatten ihre Bewerber keine Chance. So scheiterte auch der Geschäftsführer des Kreisjugendrings, Rolf Adam, der allerdings im Süden antrat, wo er nicht so bekannt wie in seiner Heimatregion im Norden ist. Der bisherige Kreisrat Peter Rossa, der mit staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in Kontakt geriet, gehört nicht mehr dem Kreistag an.
Die Kreisräte von KJIK:
Bernd Frommelt736
Heidrun Hennersdorf297
Bürger für Görlitz: Nur der Görlitzer Bürgermeister schafft es
Vor sechs Jahren holte die Wählervereinigung noch zwei Sitze. Diesmal reichte es nur noch für einen. Der Görlitzer Bürgermeister Michael Wieler holt ihn – mit einem durchschnittlichen Wahlergebnis.
Der Kreisrat der BfG:
Michael Wieler1 914
Zittau kann mehr: Ein Sitz
für die Zittauer Neulinge
Auch die Zittauer Wählergemeinschaft „Zittau kann mehr“ schickt ein Mitglied in den Kreistag. Es ist Vereinschef Thomas Zenker. Die Zittauer Schauspieldirektorin Dorottya Szalma, über die im Vorfeld wegen der fraglichen Vereinbarkeit von ihrer Tätigkeit in einem Kreisbetrieb und der Kreistagstätigkeit diskutiert wurde, landet nur auf dem vierten Platz in Zittau.