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Görlitzer Schuhgeschäfte leiden unter dem Wetter

Die Jahreszeiten sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Die Folge: Kunden zögern beim Schuhkauf.

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© Nikolai Schmidt

Von Sabrina Winter

Mit jedem Tag des Sommerschlussverkaufs steigt im Schuhgeschäft Leiser am Postplatz die Stimmung. Die Kunden kaufen jetzt gern. Geschäftsführerin Kathrin Horschig kann aufatmen. Denn der Winter hinterließ Sorgenfalten bei ihr, es schneite einfach nicht. „Die ersten Monate des Jahres waren schwierig“, sagt die erfahrene Ladenbesitzerin. Doch nun laufe es umso besser. Auch die Touristen und die Besucher der Feste im Sommer steigern den Umsatz.

Ja, das Wetter. Es macht den Schuhläden schon zu schaffen in diesem Jahr. Der Winter zu mild, der Frühling zu nass, und der Sommer kommt auch nicht in Gang. Doch die Görlitzer Ladeninhaber stehen damit nicht allein. Das schlechte Wetter ist ein Problem für Schuhhändler in ganz Deutschland. Der Bundesverband des deutschen Schuheinzelhandels teilte diese Woche mit, dass der Umsatz im Schuheinzelhandel 2016 im ersten halben Jahr um zwei Prozent gesunken ist, verglichen mit den ersten sechs Monaten des Jahres 2015. Schuhfachgeschäfte waren mit einem Minus von drei Prozent besonders betroffen.

Für Katrin Wenke vom Schuhhof auf der Berliner Straße sind die Wettertheorien nicht neu. „Der Schuhverkauf ist immer wetterabhängig“, sagt sie. Bei ihr sind besonders Stiefel und warme Winterschuhe in den Regalen geblieben. Trotzdem habe das Geschäft nur minimal weniger Umsatz gemacht als im vergangenen Jahr. „Die Kunden kaufen, was sie brauchen“, sagt Katrin Wenke. Auch bei dem Geschäft Anika-Schuh ist der Umsatz dieses Jahr ein bisschen rückläufig. Der Sommerschlussverkauf läuft jedoch gut. Selbst er ist vom Wetter abhängig und wird jedes Jahr nach vorn oder hinten verschoben. „Wir müssen uns dem Wetter anpassen“, sagt Claudia Wendhaus, Mitarbeiterin bei Anika-Schuh. Zurzeit seien noch viele Sommerschuhe da. Die Reduzierungen gibt es noch bis Ende August. Dann wird der Sommerschlussverkauf eingestellt. Schuhe, die aus dem Winter oder Frühjahr übrig waren, gingen zurück ins Sommerlager oder an die Firmen.

Eine ganze andere Beobachtung hat Heidrun lange gemacht. Sie ist Inhaberin der Schuh Lounge in der Strassburg-Passage. „Die Kunden sind übersättigt. Man kann nicht alles auf das Wetter schieben!“ Zu ihr kommen Kunden, wenn sie bestimmte Wünsche haben. Ein passender Schuh für ein Kleid oder eine elegante Tasche. Heidrun Lange berät, welche Farben und Muster zusammenpassen. Auch für den Sommerschlussverkauf hat sie sich etwas einfallen lassen: Kunden können mit ihr über die Preise verhandeln. „Preisschlachten kann ich mir nicht leisten und hochwertige Lederware hat ihren Preis“, sagt Lange. Auch bei ihr bleibe immer ein Rest von Schuhen aus einer Saison zurück. Mit dem Wetter habe das aber wenig zu tun.

Doch es gibt auch Trends, die sind ganz wetterunabhängig. So werden Sneakers und Turnschuhe das ganze Jahr über gut verkauft. Auch in Görlitz. Und die Läden kämpfen zudem mit einer Entwicklung, die nichts mit Sonne und Regen zu tun hat: der digitale Umbruch. Deutschlandweit hat der Online-Handel mit Schuhen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ein Plus von fünf Prozent verzeichnet.