Von Jenny Thümmlerund Peggy Zill
Jede Minute werden in Flensburg 20 Punkte für Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung vergeben. In den Jahren haben sich über 47 Millionen Punkte angesammelt. Das System will Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nun reformieren. Ein Verstoß soll künftig mit maximal zwei Punkten bestraft, der Führerschein bei acht Punkten entzogen werden. Bisher war er erst bei 18 Punkten weg. Auf schwere Verstöße standen aber bis zu sieben Punkte. Noch ist bei der geplanten Neuregelung unklar, ob Autofahrer mit ihren gesammelten Punkten jetzt gefährlich nah ans Fahrverbot kommen.
Die Görlitzer Fahrlehrer bemerken bislang sehr wenig Nachfragen zum geplanten neuen System. Sie selbst sind noch hin- und hergerissen, ob sie die Reform begrüßen. Eine Mitarbeiterin der Fahrschule Büchner sagt, dass Trunkenheit am Steuer in Zukunft nicht mit nur zwei Punkten bestraft werden sollte. Bislang sind es sieben. Andere wie Harry Thiele von der gleichnamigen Fahrschule wollen abwarten, was die Politiker entscheiden.
Generell ist der Andrang nach den Kursen zum Punkteabbau nicht besonders groß, sagt Thiele. „Wer kommt, muss teilnehmen. Ohne Zwang machen das die wenigsten.“ Bei der Fahrschule Büchner gibt es die selbe Beobachtung. „Viele brauchen den Führerschein ja für die Arbeit.“ Ab acht Punkten in Flensburg wird den Fahrern nahegelegt, ein solches Seminar zu besuchen. Ab 14 Punkten ist es Pflicht. 59 Autofahrer traf das im vergangenen Jahr, teilt die Fahrerlaubnisbehörde des Landkreises Görlitz mit. Neun Führerscheine mussten danach trotzdem entzogen werden. 541 Fahrer wurden mit rund 20 Euro verwarnt, weil sie 8 bis 13 Punkte hatten. Wie viele Ostsachsen in der Verkehrssünderkartei vertreten sind, konnte das Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg nicht mitteilen. Die Statistik erfasst nur nach Bundesländern.
Fast alle Görlitzer Fahrschulen haben sich schon vor Jahren zusammengeschlossen und sammeln Teilnehmer für Punkteabbaukurse. Denn ordnet das Amt die Teilnahme einmal an, bleiben den Verkehrssündern nur zwei Monate, sonst wird der Führerschein entzogen. „Für die Leute wird das oft sehr knapp“, sagt Harry Thiele. Die Fahrschulen wiederum dürfen einen Kurs nur durchführen, wenn mindestens sechs Teilnehmer zusammengekommen sind. Um zu helfen, geben die Fahrlehrer die Termine für die Kurse auch ans Landratsamt und sogar in den Landkreis Bautzen, um den Kurs komplett zu bekommen. „Es passiert aber auch, dass die Leute nach Dresden fahren und dort teilnehmen müssen“, so Thiele. „Das ist natürlich bitter.“ Schließlich beinhaltet so ein Kurs eine Fahrprobe und vier Sitzungen, in denen über die Vergehen und deren Besserung gesprochen wird. Rund 300 Euro werden dafür fällig.
Vor allem Männer scheinen sich eher wenig für Verkehrsregeln zu interessieren. 78 Prozent der Kunden im Verkehrszentralregister sind Männer. Sie fallen überdurchschnittlich oft wegen Alkoholfahrten auf. Frauen haben eher Probleme mit Vorfahrtsregeln und Geschwindigkeitsübertretungen. Auf ein Wort