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Görlitzer sind Kinoliebhaber

110000 Besucher hat der Filmpalast jährlich. Das hinterlässt nicht nur 20 Jahre Erfolg, sondern auch Popcornspuren.

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Von Jenny Thümmler

Statistisch betrachtet geht jeder Görlitzer zweimal pro Jahr ins Kino. Oder nein, so oft geht er in den Filmpalast an der Jakobstraße. Die beiden kleinen Programmkinos der Stadt sind noch gar nicht eingerechnet. Rund 110000 Besucher hat der Filmpalast jedes Jahr, sagt Leiterin Angelika Würfel. „Kino ist beliebt bei den Görlitzern.“

Schon 20 Jahre ist es her, dass das Kino vom großen zu einem mit fünf Sälen umgebaut wurde. Am Sonntag wird dieses Ereignis gefeiert – und kurz innegehalten, bevor die Mitarbeiter des Kinos sich wieder ihrem Alltag zuwenden. Denn auch wenn die drei Festangestellten Angelika Würfel, Carola Adam und Roland Schubert schon seit den frühen 1990er Jahren zusammen arbeiten, gibt es immer wieder neue Herausforderungen für sie und ihre zehn bis 15 Aushilfen.

Zum Beispiel die Schlacht mit dem Popcorn. Nach jedem Film huschen die Mitarbeiter durch die Säle und sammeln die Reste von Sesseln und Boden. Mehr als zehn Minuten Zeit haben sie dafür selten, draußen warten die nächsten Gäste. Angelika Würfel wünscht sich manchmal, der Trend zum Popcorn würde verschwinden. Beschwerden dazu hört sie immer wieder, auch an die SZ wandte sich kürzlich eine unzufriedene Leserin. Die Kinochefin wirbt um Verständnis. „Wir kontrollieren alles so oft wie möglich.“ Immerhin kann sie sich seit Januar über eine Popcornküche freuen. Weil die Maschine neben der Bar zu laut war, steht sie jetzt in einem Extraraum. Säcke voll Mais und fertigem Popcorn stehen daneben. Alles immer frisch zu machen, ist kaum möglich, sagt Würfel. In den Winterferien seien an einem Abend bis zu 30 Kilogramm Popcorn verkauft worden.

Die Umrüstung auf Digital- und 3D-Technik war auch so eine Herausforderung. Erst im vergangenen Jahr wurden die letzten Säle fertig. Jetzt läuft der Film nicht mehr als Streifen durch den ganzen Vorführraum, sondern wird auf einer Festplatte in den Computer geschoben. Filmvorführer Roland Schubert muss trotzdem noch den Überblick behalten, welcher Film wann in welchem Kino startet.

Als Vorteil hat sich das Dasein als Partnerkino von Cinestar erwiesen, meint Angelika Würfel. Seit zehn Jahren besteht diese Kooperation. Da Görlitz über fünf Kinosäle und damit mehr als andere Kinos der Region verfügt, laufen hier jede Woche ein bis zwei Bundesstarts. Die Live-Übertragungen aus der Metropolitan-Oper in New York werden von der Zentrale organisiert. Und die Veranstaltungen Cinelady, bei der Vorpremieren gezeigt werden, läuft sehr erfolgreich und ist von Cinestar vorgegeben. Aber auch das Görlitzer Team ist daran maßgeblich beteiligt. Angelika Würfel organisiert jedesmal ein Rahmenprogramm für diese Aktionen speziell für Frauen. So waren schon Juweliere, Frisöre, Kosmetiker und verschiedene Händler vor Ort, durften Werbung machen und haben dafür kleine Geschenke gestiftet. „Das wird von allen Seiten gut angenommen.“ Diese Abende sind ihr fast so lieb wie die Seniorenvorstellungen. „Dort ist immer so ein nettes Publikum.“ Da hat die 62-Jährige gar nicht lange überlegt, als vor kurzem die Wasserleitung eingefroren war, und kurzerhand Wasser von der Pizzeria nebenan geholt, um für 100 Rentner Kaffee kochen zu können. Und es gibt noch eine Besonderheit: Kinomaler Klaus Rotter. Regelmäßig malt er ein neues Bild, mit dem die kommenden Filme über dem Kinoeingang angekündigt werden. Wohl 1000 Bilder sind in all den Jahren entstanden. Eine Ausstellung dazu zeigt er am Sonntag im Foyer. Vier Männer sind nötig, um die schweren Bildwände zu transportieren, sagt Klaus Rotter. „Aber solange meine Knochen mitmachen, bleibe ich der Sache treu.“

Am Sonntag feiert das Kino ab 15 Uhr mit Kinderprogramm mit Trickfilmen und Musiktheater „Dudel-Lumpi“. Eintritt für Kinder 4, Erwachsene 5 Euro. Karten auch im Vorverkauf.