Von Frank Thümmler
Die 61 Jahre sieht man dem Görlitzer Fahrradladeninhaber Joachim Kramer nicht an. Sportlich durchtrainiert steht er hinter seiner Verkaufstheke und muss auf die Frage, ob seine Rennfahrererfolge sein Geschäft ankurbeln, lachen: „Nein, deshalb fahre ich auch nicht.“ Dabei könnte er „Sachsenmeister“ vor seinen Namen auf das Schild über der Eingangstür schreiben. 2008 wurde er es gleich zweimal, im Straßeneinzelrennen und im Kriterium, jeweils in der Altersklasse „Senioren 4“ für Fahrer über 58 Jahre. Beide Erfolge waren für den Sprintertyp sogar klar: Beim Kriterium über 30 Runden, bei dem mit Zwischensprints Punkte gewonnen werden können, war schon lange vor dem Ziel klar, dass Kramer gewinnen würde. Zu groß war sein Vorsprung. Und beim Einzelrennen auf einer bergigen Strecke bewies der Sprinter, dass er auch im Alleingang siegen kann, fuhr allen Konkurrenten auf und davon.
Nur bei den Deutschen Meisterschaften ausgerechnet in seiner Heimatstadt Görlitz lief es nicht so gut. „Das ist nicht das erste Mal, vielleicht will ich zu Hause immer selbst zu viel und kann dann nicht zeigen, was ich wirklich draufhabe“, kommentiert er seinen (aller Ehren werten) elften Platz. Diesmal war es ein Wadenkrampf in der letzten Runde, der ihn daran hinderte, um den Sieg mitzuspurten. Bei den Senioren Masters im österreichischen St. Johann, wo er 2007 Sechster wurde, kam er auch diesmal mit der Spitzengruppe an, geriet beim Sprint aber in eine „Welle“ und hatte keine Chance.
Das hohe Leistungsniveau erhält sich Joachim Kramer, der seit 47 Jahren Rennrad fährt, mit viel Training bei Wind und Wetter. Von ihm kommen Sprüche wie: „Es gibt für mich nichts Schöneres, als 100 Kilometer mit dem Rad zu fahren.“ oder „Der Radsportler wird im Winter gemacht – egal bei welchem Wetter.“ Deshalb sieht man den Görlitzer auch jetzt seine Kilometer rund um Görlitz abspulen. Er ist es nicht anders gewohnt, war Anfang der 70er für zwei Jahre Leistungssportler in Leipzig und danach BSG-Sportler in Görlitz. Kramer hat bis auf die Zeit beim privaten Hausbau nie kürzer getreten und hat das auch nicht vor: „Ich fahre solange Rennen, bis mich die anderen abhängen. Dieses Jahr will ich bei den Deutschen Meisterschaften erst einmal wieder weiter vorn landen.