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Neuer Ärger auf Görlitzer Wochenmarkt

Händler sind dort wieder an fünf Tagen pro Woche zu finden. Dennoch gibt es Unmut unter ihnen - wegen einer Abrechnung. Plötzlich doppelte Standmiete?

Von Susanne Sodan
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Abstandhalten gilt weiterhin.
Abstandhalten gilt weiterhin. © Nikolai Schmidt

Ab kommender Woche wird Katharina Menzel wieder auf dem Görlitzer Wochenmarkt zu finden sein. Seit Jahren ist sie mit ihrer Gulaschkanone immer mittwochs da. Seit Beginn der Coronakrise nicht mehr. Vor sieben Wochen mussten die Wochenmärkte zunächst schließen. Die Krise bedeutete auch für die Händler in Görlitz seither einiges Hin und Her. 

Zwischenzeitlich hatte die Stadt Görlitz das Ruder übernommen, als galt: Wochenmärkte sind aufgrund der Corona-Situation nicht erlaubt – mobile Verkaufsstände aber schon: Zeitweise durften deshalb einige Händler, die selbst produzierte Ware verkaufen, auf dem unteren Teil der Elisabethstraße stehen.

Alle Händler können noch nicht zurück

Vor zwei Wochen hatten wieder die eigentlichen Betreiber den Wochenmarkt übernommen – am alten Platz, an der oberen Elisabethstraße. Allerdings nur Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. „An meinem Tag, Mittwoch, blieb der Markt noch geschlossen“, erzählt Katharina Menzel. Davon abgesehen, hätte sie noch nicht wieder anreisen dürfen, weil sie mit der Gulaschkanone zu Imbissbetreibern zählt, für die der Startschuss noch nicht gefallen war.

Das ist nun anders, erklärt Marzena Paszkiewicz, die mit Sylvia und Francois Fritz den Görlitzer Wochenmarkt betreibt. Ab kommender Woche wird er an fünf Tagen geöffnet sein, von Dienstag bis Sonnabend. Auf Grundlage der aktuellen Regelungen seien auch Imbisse wieder möglich. Es gilt weiterhin: Abstand halten. Das ist auch der Grund, warum trotz Lockerungen noch nicht alle Händler zurückkehren können, erklärt Marzena Paszkiewicz. So viel Platz, wie für alle nötig wäre, gibt die obere Elisabethstraße nicht her. Die Händler, die kommen, werden auch nicht an ihrem Vor-Corona-Platz zu finden sein. „Wir müssen den Aufbau entsprechend der Abstandsregelungen neu organisieren.“

Plötzlich die doppelte Standmiete

Aber nicht nur wegen der Unsicherheiten der vergangenen Wochen gab es jetzt Ärger auf dem Wochenmarkt. Keiner der Händler, die die SZ am Freitag erreicht hat, möchte seinen Namen in der Zeitung lesen, sie bestätigen aber: Nach der ersten Woche zurück auf der oberen Elisabethstraße sei ihnen eine deutlich höhere Rechnung für die Standgebühren ins Haus geflattert. Eine Bürgerin sowie ein Händler haben sich deswegen an die Stadt gewandt, bestätigt Stadtsprecherin Silvia Otto.

Einer der Händler erzählt die Sache so: Er habe zu denen gehört, die an der unteren Elisabethstraße, also unter städtischer Regie, verkaufen durften. Als es zurückging auf den alten Platz, habe er angenommen, die Regelungen seien weiterhin dieselben oder ähnlich. „Ich habe aufgebaut wie an der unteren Elisabethstraße.“ Offenbar zwar größer als vor Corona-Zeiten. Aber auch, um Abstandhalten für die Kunden zu ermöglichen. Plötzlich seien die Betreiber mit Maßband gekommen, hätte seinen Stand ausgemessen. Die Rechnung für diesen Tag war dann ebenfalls deutlich größer. „Das ist Wucher.“ Verstanden hätte er, wenn die Betreiber unter den jetzigen Bedingungen etwas mehr Geld verlangt hätten. „Aber so geht es nicht ganz.“

„Wir haben keinesfalls die Standmieten erhöht"

Marzena Paszkiewicz hält dagegen, die Standmieten seien keinesfalls erhöht worden. "Die sind seit Jahren stabil“, sagt sie. „Wir haben lediglich ausgemessen.“ Jeder Händler, erklärt sie, hat eine bestimmte Standgröße angemeldet. Nach der richte sich die Miete. Bevor der Wochenmarkt am alten Platz wieder losging, hätten sie den Händlern ein Infoblatt ausgehändigt. „Es ging darum, dass wir den Markt wegen der Abstandsregelungen neu aufgeteilt haben“, erzählt Francois Fritz. „Die Stände hatten also einen neuen Standort. Damit war verbunden, dass wir sie neu ausmessen.“ Ebenfalls habe in dem Infoblatt gestanden, dass die Quadratmeterpreise dieselben bleiben. „Alle haben uns das im Vorfeld quittiert.“ 

Dennoch hätten einige Händler sich dann doppelt oder dreifach so groß aufgestellt. „Es gab ein auch paar, die morgens in ihrer alten Größe aufgebaut und sich dann tagsüber vergrößert haben.“ Dass sie das womöglich taten, um für die Kunden mehr Platz zum Abstandhalten zu bieten, nimmt er nicht an. „Ich habe es schon manches Mal beobachtet, dass einige Händler da nicht sehr drauf achten“, sagt Fritz. In der Woche darauf hätten auch alle Stände wieder ihre Normalgröße angenommen. Er vermutet, dass manche Händler das Infoblatt zwar quittiert, „vielleicht aber nicht ganz gelesen haben“ – und erst mit der Standrechnung darauf aufmerksam wurden, dass die Miete nach wie vor an die Standgröße gekoppelt ist.

Händler sieht Art und Weise als Problem

Die Art und Weise sei das Problem, sagt ein weiterer Händler. Auch bei ihm ging eine Rechnung ein, die doppelt so hoch ist wie sonst üblich. „Das ist sportlich“, sagt er. „Wir müssen alle gerade sehen, wo wir bleiben. Sicherlich auch die Betreiber des Wochenmarktes, die ja auch ihre Kosten haben. Das will ich gar nicht in Abrede stellen“, sagt er. Aber dabei müsse man mit Augenmaß rangehen. „Es geht nur zusammen.“ So wie es jetzt gelaufen sei, „das war ein bisschen von oben herab“. Und damit könne man Händler auch vergraulen – und damit letztlich Kunden. 

Eigentlich ist er gerne auf dem Wochenmarkt in Görlitz präsent. „Es ist für mich eine Vermarktungsplattform.“ Die aber eben auch an die Attraktivität des Marktes geknüpft sei. „Mit solchen Aktionen geht man leichtfertig mit dieser Attraktivität um.“ Er sieht auch Verantwortung bei der Stadt, auf die Bedingungen des Wochenmarktes und der Betreiber zu achten.

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