Görlitzer Wochenmarkt muss schließen

Lothar Franke kann es nicht fassen. Der Gärtnermeister und Rosenverkäufer steht jeden Freitag auf dem Wochenmarkt auf der Görlitzer Elisabethstraße. Rosen hat er zwar noch keine im Angebot, "dafür aber schöne Tulpen, aus eigener Züchtung", sagt er stolz. Doch damit ist vorerst Schluss. Als die Marktverwaltung am Freitagvormittag die Standgebühr einsammelte, wurde den Händlern ein Zettel ausgehändigt. Die Information darauf: Ab Sonnabend bleibt der Görlitzer Wochenmarkt "bis auf Widerruf geschlossen". Grund sei das Geschäftsöffnungsverbot der Landesregierung.

"Wenn wir wenigstens noch einen Tag zum Abverkaufen hätten", sagt Franke, "doch jetzt kann ich alles wegschmeißen." Immer wieder besprechen sich die Händler untereinander, schütteln ungläubig die Köpfe, so überraschend ist die Nachricht. Man kennt sich hier teilweise seit Jahren. "Ich hatte die Regeln so verstanden, dass Wochenmärkte geöffnet bleiben können", sagt eine Bäckersfrau.
Offenbar gibt es da einige Ungereimtheiten. In Niesky gibt es beispielsweise ein Schreiben oder Oberbürgermeisterin, dass Lebensmittelgeschäfte und der Frischmarkt geöffnet bleiben dürfen. Auch Blumenläden dürfen bleiben. Eine Ausweichmöglichkeit für Gärtnermeister Franke?
"Nachvollziehbare Entscheidung"
Doch die abrupte Entscheidung aus Görlitz ist nicht der Marktverwaltung anzulasten. "Wir waren ebenso überrascht", sagt Marzena Paszkiewicz von der Fritz & Paskiewicz GbR. Doch gestern habe man sich noch einmal mit dem Ordnungsamt abgestimmt und entschieden, den Markt zu schließen. Eigentlich sei das bereits heute nötig gewesen, "aber das wäre wirklich zu kurzfristig gewesen", so Paszkiewicz.
Dennoch findet sie die Entscheidung nachvollziehbar. "Gestern, bei dem guten Wetter, war auf dem Markt sehr viel Gedränge, das können wir nicht verantworten", sagt sie mit Blick auf die weiter ansteigende Zahl an Corona-Erkrankten.
Hoffnung für Lebensmittelhändler
Für manche Händler ist das eine Katastrophe. Zum Beispiel für Gerd Girreser, der jeden Tag aus Bautzen nach Görlitz kommt, in seinem kleinen Zelt sitzt und gegrillte Bratwürste, Rauchwürste und Leberkäse verkauft. "Ich weiß nicht, wie es weitergeht", sagt er und starrt etwas resigniert in die Ferne. An guten Tagen verkaufe er 40 bis 50 Würste, sagt Girreser. Das reiche gerade so, um über die Runden zu kommen. Ab morgen ist damit Schluss.

Doch ein bisschen Hoffnung gibt es. "Wir werden genau prüfen, ob der ganze Markt geschlossen bleiben muss", sagt Marzena Paszkiewicz. Möglich sei, dass einzelne Lebensmittelhändler wieder verkaufen können, das sei schließlich auch mit der Allgemeinverfügung vereinbar. Die Verwaltung stehe dazu in engem Austausch mit dem Ordnungsamt. "Auch wir lernen noch", sagt Paszkiewicz, "die Situation ist völlig neu".